The CBd
Michel, BM on CBd-403
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 15, no. 24.

Heliotrop, schwach poliert. Gleichschenkliges Dreieck mit abgerundeten Ecken. Vs. konvex, Rs. flach, Kante abgerundet. Oben durchbohrt. Sehr gut erhalten. Anhänger.

2,8 x 2,7 x 0,45
1./2. Jh.v.Chr.
Ehemals Sammlung B. Hertz, Sotheby Katalog I/II, 1859, 210 Nr. 3105; Gekauft von G. Eastwood, Εsq. (1862).
Brit. Mus. Inv. G 1, ΕA 56001.

Vs.: Auf einer Grundlinie zwei auf Stühlen einander gegenübersitzende Gottheiten im Profil. Der Gott links hat einen menschlichen Leib und Falkenkopf, eine ägyptische Perücke fällt auf die Schultern herab. Auf der Brust ist Muskulatur durch geritzte Linien angedeutet, am Knöchel zeigt eine Linie Bekleidung an. In der angewinkelt am Körper gehaltenen rechten Hand hält er ein Anch, in der angewinkelt ausgestreckten linken das für männliche Gottheiten typische Was-Zepter. Auf dem Kopf Sonnendiskus und Uräusschlange im Profil nach rechts züngelnd. Die rechte Figur, eine Göttin, hat ebenfalls einen menschlichen Körper und wohl einen Froschkopf. Perücke und Halsschmuck sind angedeutet, auf dem Kopf auch Sonnendiskus oder Krone, durch kleine Kerben von dem Kopfschmuck des Horus unterschieden. Der linke Arm ist angewinkelt und trägt das Anch-Zeichen, der rechte, etwas mehr vom Körper abgestreckt, ein Papyruszepter, das üblicherweise von Frauen getragen wird. Oben im freien Feld zwischen den Figuren eine geflügelte Uräusschlange in Dreiviertelansicht nach rechts, mit Sonnendiskus auf dem Kopf und dem Anch-Zeichen am Schwanz hängend.

Rs.: Inschrift in sechs Reihen:
ΕΙCΒΑIΤ
ΕICΑΘWΡΜI
ΑΤWNΒIAΕΙC
ΔΕΑΚWΡΙΧΑΙΡΕ
ΠATΕPΚOCMOΥΧΑ
ΙPΕTΡIMΟPΦΕΘΕOC ε
ἷς Βαιτ, έἷς Αθωρ, μία τῶν βία, έἷς δὲ Ακωρι χαῖρε πάτερ κόσμου, χαῖρε τρίμορφε θεός, „Eins ist Βait, eins Hathor, eine ist ihre Macht, eins auch Akori, sei gepriesen Vater der Welt, sei gepriesen dreigestaltiger Gott“

Die Inschrift der Rückseite nennt die drei Götter, die auf der Vorderseite dargestellt sind: it ist der Falke Horus, ihm gegenüber die Göttin Hathor (Heket), die vielleicht als Zeichen ihrer Rolle als Fruchtbarkeitsgöttin froschköpfig dargestellt ist. ΑΚWPI transliteriert ein koptisches Wort für Schlange, vielleicht ist Uto gemeint, Hauptgöttin von Buto. Das Wort AIC (εἷς, „ein“) ist in Verbindung mit Namen als Akklamation geläufig, in der Inschrift wird es noch durch den Satz „eine ist ihre Macht“ verstärkt. Mit Recht ist dieses Amulett mit seiner äayptisierenden Darstellung und dem ausdrucksvollen Gebet in griechischer Schrift in der neueren Religionsgeschichte besonders beachtet worden. Es muß in der Ptolemäerzeit in Alexandrien entstanden sein und ist ein frühes Dokument des Τrinitätsgedankens. Die Gottheiten der Vorderseite stellen - wohl von der geläufigen Triade Vater, Μutter, Sohn inspiriert - eine konzeptionale, abstrakte Triade aus Falke, Frosch und Schlange dar. Der Falke entspricht dem Tod (in Verbindung mit der Auferstehung), der Frosch der Wiedergeburt, die Schlange der Bewegung, dem Aufgang, dem Ba (Seele), was zusätzlich durch das Auffliegen im Bild symbolisiert wird. Möglicherweise ist auch die dreieckige Form des Steines auf die in der Inschrift angesprochene Dreieinigkeit (Trinität) abgestimmt.

Flacher Ritzstil, der wie gezeichnet wirkt - der Stil ägyptischer Flachreliefs. Die Figuren sind mit Κonturlinien silhouettenhaft umrissen. Bewegungen und Proportionen sind gut. Die geschlossene Dreieckkomposition hat ein klares Zentrum: die erhobene Schlange sowie die Zepter als Ausdruck der Macht.

Publ.: BUDGΕ, GUIDE 239; W. DREXLER, Εpigraphische Bemerkungen, Wochenschrift für klassische Philologie 3. 1886, 1464 Anm.; O. WΕINREICH, Neue Urkunden zur Sarapis-Religion (1919) 28; W. SPΙEGELΒΕRG, Der Gott Βait in dem Trinitätäts Amulett des Britischen Museums, ARW 21, 1922, 225ff; Ε.A.W. ΒUDGΕ, The Mummy2(1925) 333; Η. GRΕSSMANN, Die orientalischen Religionen im hellenistisch-römischen Zeitalter (1930) 50ff. Abb. 20; BONΝER 10, 39, 175, 238; DELATTE-DERCHAIN 170 zu Nr. 224 und Αnm.1; ΒΕVILACQUA, ISCRIZIONI 34 Anm. 172 Taf. 6, 1.

Lit.: Zu Falke: 21 /CBd-400/(Lit.). - Ζum Frosch: M. WΕΒER, in: RAC VIII (1972) 524 s.v. Frosch. - Ζu Hathor und Heket: L. KÁΚΟSY, in: LÄ 11 (1977) 1124 Anm.11 s.v. Heket. - Zur Gleichsetzung Frosch/Urgöttin: L. KÁKOSY, in: LÄ 11 (1977) 335 s.v. Frosch. - Ζur Schlange: L. STÖRΚ, in: LÄ V (1984) 648 s.v. Schlange; ferner W.M. BRASHΕΑR, Gnomon 68, Heft 5, 1996, 451 (Lit.).

Vgl.:Obsidian-Replik DELATTE-DERCHAIN 170 Nr. 224. - Zu BAIT: 170 /CBd-568/.
Last modified: 2015-08-17 12:20:58
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/97

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