The CBd
Michel, BM on CBd-429
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 32, no. 50.

Bräunlich gelber Jaspis, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Absplißmulde an der Kante der Vs. links oben, links unten und rechts sowie kleinere Absplisse oben.

2,4 x 1,9 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 387, EA 56387.

Vs.: Kynokephalos über einer Grundlinie im Profil nach links schreitend. Der menschliche Körper ist mit einem Schurz bekleidet, dennoch scheint die Figur ithyphallisch gedacht zu sein, Brustmuskulatur ist angedeutet. In der leicht angewinkelt senkrecht nach unten gehaltenen linken Hand wird ein großes Gefäß gehalten. Der rechte Arm ist angewinkelt vor den Körper gestreckt, auf der geöffneten Handfläche steht eine Statuette, die den dargestellten Kynokephalos als „Bild im Bild” in Miniatur wiederholt. Der Kopf beider Figuren ist mit einer spitzen langen Schnauze und hohen dünnen Ohren gezeichnet, auf dem Kopf eine Krone, die einer stilisierten Blume mit BIättern ähnelt.

Rs.: Inschrift in fünf Reihen:
HΝΝA
MΑΡWC
AMAWC
AMΙΟΥ
ΗΛ
ΗΝΝAMAΡW CAΜAW CΑMlΟYΗΛ
Das in den Schreibungen ΗΝAMΟΡW, ΗΝAΜAΡW, HNOΜΟΡW, HΝΑΜOΡWI, ΕlΝAΜOΡWΡΕI belegte Wort HΝΝAΜAPW (mit verdoppeltem „N”) erscheint vorzugsweise auf gelben Jaspis mit der Darstellung eines Pavians oder - wie hier - Kynokephalos. Bonner möchte darin das altkoptische Ana oder sahidische en für „Affe” erkennen und die Inschrift als griechische Transliteration des sahidischen en mpro - „Affe des Tores“ sehen. Affen öffnen die Tore des Hades für die Sonnenbarke, Affen erlauben der Seele des Toten die Tore Amentets zu passieren. Kings Vorschlag, die Inschrift ΗΝΑMΕPW als „ΜΕPWHΝΑ”, „enlighten my eyes” zu lesen und demzufolge derartige Steine als Amulette gegen Augenleiden (Οphtalmia) zu verstehen, wurde in der Forschung nicht aufgenommen und diskutiert. CAMAW sowie CAMΙHΛ kommt in Variationen - auch in Verbindung mit HΝΑMΕPW - auf Gemmen mit Kynokephalos, Pavian oder Ibis vor, so daß es sich um einen Namen Thoths handeln könnte. Οb sumerisch Sam („Gift”) enthalten ist und die Bezeichnung ähnlich wie CAΜlHΛ satanisch gemeint ist, bleibt unklar (vgl. auch Sammael).

Während zoologisch nur eine Pavianart als „Kynokephalos” bezeichnet wird - der Papiο cynocephalus (Gelber Babuin) - versteht man kulturgeschichtlich unter diesem Begriff sowohl Pavian, Anubisfiguren, hundeköpfige Menschen und im Christlichen sogar Heilige. Bei den Kynokephaloi auf magischen Gemmen kann nicht eindeutig entschieden werden, ob es sich um einen Schakal bzw. Hund (Anubis) oder einen Pavian handelt (Thot, Hermes). Ähnlich wie bei Hermanubis scheint es sich um eine synkretistische Verschmelzung der Gottheiten und ihrer Tiere zu handeln. Das Motiv eines Kynokephalos mit Situla und Statuette ist von einer Reihe von Steinen bekannt und läßt u.a. auch an den griechischen Hermes mit dem Dionysoskind (Praxiteles) sowie den Kynokephalos Christophorus denken, dessen Vorläufer einige Forscher in Anubis bzw. der Verschmelzung Thoth/Anubis sehen wollen.

Grob nit breiten Kerben entworfene Silhouette, Detailwiedergaben mit Binnenzeichnung sind nicht bedacht. Raumnutzung, Proportionen und Bewegung sind gut.

Lit.: Ζu Christophoros: Ε.N. MAKSIΜOV, Οbraz Christofora kinokefala, in: Dreνnij voctok Sbornik I. Festschrift Korostovcev (1975) 76ff.; BRUNNER, OSIRIS 148 zu Nr. 121; Ο.F.A. MEINARDUS, Der Kynokephalos in der armenischen Pfingst-Ikonographie. Zur historischen Herkunft des Kynokephalos, RΕtArm 20, 1986/87, 427ff. - Ζum Kynokephalos: L. STORK, in: LÄ IV (1982) 916ff. s.v. Pavian. - Zur Inschrift ΗΝAΜΟΡW u.ä.: KING, GNOSΤICS 442 zu Taf. H, 4; PREISENDANΖ, PGM Index 246a (Abkürzung AΜWΡW); A. DΕLATTE, Amulettes inédites des Musées d'Athènes, MusBelge 18, 1914, 48; BOΝNER 197; PHILIPP, BERLIN 99 zu Nr. 151 /CBd-2106/; BEVILACQUA, ISCRIZIONI 21f. zu Nr. 17 Taf. 3,1.

Vgl.: Zu Motiv und Inschrift: Gelber und roter Jaspis PHILIPP, BERLIN 99 Taf. 39, 151 /CBd-2106/ und 100 Taf. 40, 153 /CBd-2108/. - Zum Tragemοtiv: Gelber Jaspis DELATTE-DERCHAIN 301 Nr. 431; Glas, gelb und grüner Jaspis PHILIPP BERLIN 99f. Taf. 39, 152 /CBd-2107/ und 100f. Taf. 40. 154 /CBd-2109/; Roter Jaspis GRAΜATOPOL (1974) 68 Taf. 18. 373; Braunroter Jaspis AGD IV HANNOVER 309 Taf. 224, 1701; ferner 231 /CBd-629/. - Zur Inschrift ΗΝAΜΕΡW: Gelber Jaspis AGD III KASSEL 237 Taf. 106, 161; GeIber Jaspis MEΤROPOLITAN MUSEUM Inv. 81.6.307 /CBd-1137/; Gelber Jaspis BOΝNER 294 Taf. 12, 246 /CBd-1071/; Gelber Jaspis DELATTE-DERCHAIN 153f. Νr. 200; Gelber Jaspis CASAL GARCIA I 187, II 77 Nr. 497; hier 155 /CBd-554/. - Zur Inschrift CAΜAW/CAΜΙΟΥΗΛ: Gelber Jaspis DELATTE-DERCHAΙN 153f. Nr. 200 (Kynokephalos); Gelber Jaspis CASΑL GARCIA I 187, II 77 Nr. 497 (Pavian); Serpentinit PHILIPP, BERLIN 85 Taf. 29, 119 /CBd-2092/ (Ibis); hier 57 /CBd-436/ (Ibis).
Last modified: 2015-08-24 14:33:10
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