The CBd
Zwierlein-Diehl, AGWien III on CBd-2192
Inv. IX B 1257. Plasma, hell- bis dunkel-moosgrün, wolkig mit rötlichen Einsprengseln, teilweise durchscheinend. Form 8. In Goldfassung als Anhänger. Schatzkammer-Inv. 1750, 76 Nr. 409. Beschr. 1816 II 413, 20. SK. 448 Nr. 1257.
3,12 x 2,18 (si.O.) x 0,26
Bild b 3,07 x 2,07
1. Hälfte 17. Jh.
Seite a: Vier Genien sitzen einander in zwei Paaren mit verschränkten Armen und Beinen gegenüber; die beiden außen Sitzenden haben einen kleinen Flügel. Über ihnen die eng in ein langes Gewand gehüllte, hermen- oder mumienähnliche Statue eines bärtigen Gottes mit Zackenkrone und auf der Brust gekreuzten Armen. Zu Seiten des Hauptes Sonne und Mond. Im freien Raum magische Inschriften in griechischen Buchstaben:
Seite b: Ein Himmelsglobus mit Sternen, darüber ein geflügelter Caduceus von unantiker Form mit je drei Seitenästen. Oben das Sternzeichen der Fische (zwei Fische in Gegenrichtung übereinander, durch eine Linie verbunden). Zu beiden Seiten Symbole jeweils von oben nach unten. Links: Sonne, Mars, Venus (Kreis mit nach rechts gerichtetem Kreuz, dessen Enden mit Strichen und Rechtecken geschmückt sind). Rechts: Mond, Saturn, Schütze. Im freien Raum Inschriften aus griechischen Buchstaben und magischen Zeichen.
Vgl: Seite a: Heliotrop im Besitz von Chifletius: Macarius - Chifletius 123ff. Taf 19, 78 /CBd-2835/ (hier Abb. 12); Bonner, Hesperia 20, 305. Roter Jaspis, British Museum: Bonner, Hesperia 20, 305, 338 Nr. 62 /CBd-970/ Taf. 99. Die Intagli des Chifletius und des Brit. Mus. sind dadurch verbunden, daß die Genien auf einem Stück Weltkugel zu tanzen scheinen. Flügel bei den äußeren Genien kommen bei Chifletius und hier vor. Der Wiener Stein ist nicht nach dem Stich bei Chifletius geschnitten, doch vom gleichen Vorbild abhängig. Der bärtige Gott scheint abgeleitet von Darstellungen des Osiris als Mumie, vgl. hier III Nr. 2189 /CBd-2432/, wobei die Atefkrone in eine mittelalterliche Krone (so Bonner) verwandelt wurde. Der Hermengott allein: Macarius - Chifletius Taf. 19, 77  /CBd-2834/ Vorderseite, 78 /CBd-2835/ Rückseite; Chifletius (S. 123) erklärt den Gott als »Πατὴρ τῶν ὅλων termini imagine«; durch die Flaltung sei höchste Ruhe im Sinne Epikurs ausgedrückt. Unter ihm seien Engel auf dem Himmelsglobus in anbetender Haltung zu sehen. Bonner meint zur Darstellung (306): »It probably represents some Renaissance scholar’s conception of a Gnostic ›Universal father‹ with a group of cosmic spirits dancing on the celestial sphere.« C. W. King, The Gnostics and their Remains (London 1887) 373ff., 404, 407 Taf. H 5, vermutet in dem Hermengott das vom Templerorden bzw. den Rosenkreuzern verehrte Wesen; er tadelt die Begünstigung der Rosenkreuzer durch Rudolph u., scheint aber selbst einer Mystifikation zu erliegen, wenn er solchen Talismanen mittelalterlich-arabischen Ursprung zuschreibt, weil ein solcher in Deutschland im Grab eines Kreuzritters gefunden worden sei. H. Thiersch, Ependytes und Ephod (Stuttgart 1936) 198f. Taf. VI 5-8, folgt King in der Beziehung auf den Templerorden und erörtert das Weiterwirken von dessen Gedankengut bei Rosenkreuzem und Freimaurern; weist ferner bin auf Fr. Nicolai, Versuch über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht werden, und über dessen Geheimnis; nebst einem Anhänge über das Entstehen der Freymaurergesellschaft (1782) I 190. Nicolai (mir nicht zugänglich) weist nach, daß solche Darstellungen seit 1610 bekannt waren, von J. V. Andreae, dem Begründer des Rosenkreuzordens, 1618 und 1623 in seinen Schriften verwendet wurden. Zum Thema: Die Bruderschaft der Rosenkreuzer. Esoterische Texte (Johann Valentin Andreae), hrsg. von G. Wehr (Köln 1984). Vielleicht sind die Genien als Personifikationen der Jahreszeiten zu verstehen, vgl. Cartari 287, wo vier weibliche Horen (Grazien) ein von einem Uroboros umschlossenes Rad drehen, das an einer Kette von Diana-Luna und Apollo-Sol gehalten wird.
Zu b: Der Himmelglobus ähnlich auf der Rückseite von Macarius - Chifletius Taf. 19, 77 /CBd-2834/ (Abdruck, Besitz von Johannes Schinkel, hier Abb. 12). Die Planeten- und Zodiakalzeichen stellen wohl ein Horoskop dar, vermutlich das des Amulettinhabers. Sie sind in dieser Form frühestens in der Renaissance möglich; vgl. O. Neugebauer bei Delatte - Derchain 275 Anm. I zum »Horoskop der Livia«, Nr. 393. Vgl. auch Macarius - Chifletius Taf. 20 u. 21, Abb. 79 /CBd-2836/88 /CBd-2845/. Zodiakal- und Planetenzeichen ähnlicher Form unter den »Notae hieroglyphicae, seu Characteres Chymici, quibus Arcana sua tegere soient (sc. Alchymistae)« bei A. Kircher, Mundus subterraneus II (Amsterdam 1664) 322 (hier Abb. 11). Antike Symbole für die Zeichen des Zodiakos sind bisher nicht nachgewiesen, s. H. Gundel in RE. 2, 19 (1972) 592ff. s. v. Zodiakos.
 
Last modified: 2017-03-30 18:39:40
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/2611

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