The CBd
Michel, BM on CBd-636
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 146, no. 238.

Bronzeanhänger, leicht poliert. Flaches, kreisförmiges Plättchen, Rand abgerundet. Gereinigt, Kante etwas abgerieben. Durchbohrt.

Durchm. 2,5
Um 400-410 n.Chr.
Von G. Eastwood, Esq. (1864) Nr. 1622, vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 137, EA 56137.

Vs.: Hahnenköpfiger Anguipedes, frontal über einem Blitzbündel, Kopf im Profil nach rechts. Der Kopf zeigt einen kleinen Kamm, einen geöffneten Schnabel sowie ein großes, kreisrundes Auge. Mit Ritzlinien sind Rüstung und Lederriemenschurz angegeben. Der rechte Arm ist leicht angewinkelt ausgestreckt und trägt ein Kurzschwert, der linke wird von einem verkürzt hochoval gezeigten Rundschild in Vorderansicht verdeckt. Die „punktiert” gerippten Schlangenbeine sind s-förmig geführt und laufen dann nach unten. Die Schlangenköpfe haben ein großes kugeliges Auge und einen Kamm, bei dem rechten scheint auch eine Ζunge erkennbar. Ringsum im freien Feld sieben siebenstrahlige Sterne.

Rs.: Hekate, dreigestaltig mit drei Körpern und drei Köpfen. Bekleidung und Attribute sind kaum noch erkennbar, dürften jedoch ähnlich wie beim vorangegangenen Stück ergänzbar sein.

Das vorliegende Amulett gehört zu einer Gruppe von Medaillen, die vorrangig in die Jahre um 400 n.Chr. datiert werden. Die eng mit den Kontorniaten verwandte numismatische Denkmälergruppe gehört wie jene der stadtrömischen heidnischen Reaktionsbewegung gegen die Verchristlichung des Reiches an. Während die Kontorniat-Medaillons als fiktive Münznachahmungen etwa alte Kulturideale oder die alte Götterwelt schildern, lehnt sich die Bebilderung der Amulett-Medaillen an die Bilderwelt der magischen Gemmen an. Die bronzenen „Münzamulette” wurden entweder mit erhabenen Darstellungen geprägt oder man schliff Vorder- bzw. Rückseite Von Münzen oder Kontorniat-Medaillons weg und ritzte auf die so gewonnenen freien Flächen die Figuren ein. Durch ein bis vier Löcher konnten die Medaillen sodann als Amulette um den Hals gehängt oder auf den Körper aufgebunden werden, ebenso wurden auf diese Weise alte Bronzemünzen und Kontorniat-Medaillen zu Amuletten umfunktioniert. Häufig tragen die Amulett-Medaillen - mitunter wie hier in Kombination mit dem Hahnenköpfigen - eine Hekatedarstellung, die durch ihre Attribute über die dreileibige Unterweltsgöttin hinausgeht: das Blitzbündel des höchsten Gottes über ihrem Kopf (hier ist es dem Anguipedes zugeteilt), die flankierenden Schlangen der Sonnen- und der Mondlaufbahn sowie die sieben Fixsterne, die sie als kosmische Allgewalt charakterisieren.

Typisch für Metall und Münzen: linear geritzt und punktiert.

Publ.: KING, GNOSTICS (1864) 206f. Taf. 3, 5; KING, GNOSTICS 435 Taf. A, 3; BONNER, BRITMUS 328 Taf. 97, 31; GOODENOUGH II 255 Anm.329, III 1098.

Lit.: Ζu Αmulett-Medaillen: A. ALFÖLDI, Stadtrömische heidnische Amulett-Medaillen aus der Zeit um 400 n.Chr., in: Mullus. Festschrift Th. Klauser, JbAChr Erg.-Bd 1 (Hrsg. A. Stuiber -A. Hermann 1964) 1ff.; BONNΕR, COIN AMULET 165ff.; BONNΕR, ΒRITMUS 341f. zu Nr. 72 (Lit.); - Ζu den Motiven: 66 /CBd-445/ (Lit), 181 /CBd-579/(Lit.).

Vgl.: Ζu Material, Form und Motiven: ALFÖLDI a.Ο. Taf. 1, 1.5; hier 237 /CBd-635/(Vgl.). - Ζu umfunktionierten (Amulett)Münzen: BONNER ΒRITMUS 341 Taf. 100, 72.
Last modified: 2015-10-03 21:21:11
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