The CBd
Michel, BM on CBd-719
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 216, no. 342.

Gelber Jaspis, stark poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach vorn abgeschrägt, Kanten nach hinten. Gut erhalten. Ringstein.

1,5 x 1,1 x 0,2
3. Jh.n.Chr.
Von G. Eastwood, E. (1864), vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 180, ΕA 56180.

Vs.: Skorpion in Aufsicht, senkrecht nach oben. Das Tier hat acht dünne Beine, die jeweils links und rechts leicht geknickt abstehen, sowie einen bogenförmigen, aus perlartigen Rundungen zusammengesetzten, nach rechts weisenden Schwanz mit deutlich angegebenem Stachel. Der Körper ist von kurzen schrägen, parallel gesetzten Linien gerahmt, der Rücken mit waagerechter Strichelung gemustert. Zwei ovale Augen sind ebenso angegeben wie die beiden geknickt emporragenden, gegabelten Zangen.

Rs.: Queroval. Inschrift in drei Reihen:
WPΘΜΕΝ
ΧIΝI
AΜΒWΝ

Die Inschrift WPΘΜΕΝΧIΝΙAΜΒWΝ erscheint in vielerlei Variationen und Abwandlungen häufig zusammen mit dem Skorpion auf gelbem Jaspis und ist in ihrer bedeutung ungeklärt. Die hier vorliegende Version des Ζauberwortes hält Bonner für die ursprüngliche, „richtige”.

Das Amulett entspricht einer großen Gruppe von Steinen, die in Material, Motiv und Inschrift übereinstimmen. Der Skorpion ist auf den Amuletten - Darstellungen des Ζodiakalzeichens entsprechend - stets mit acht Beinen sowie einem halbkreisförmig gebogenen und in einem Stachel endenden Schwanz geschnitten. Immer in Aufsicht gezeigt, wird er in der Regel als senkrecht nach oben aufgefaßt und beschrieben, beim Sternbild ist dagegen eine vorrangige Ausrichtung nach rechts auf die Waage im Westengeläufig, gelegentlich ist das Tier jedoch auch auf den Schützen, vereinzelt zur Peripherie hin gewendet. Das Sternbild Skorpion setzt sich zusammen aus Antares als zentralem Stern auf dem Körper, drei Sternen an der Stirn sowie mehreren hellen Sternen, die den gekrümmten Schwanz mit Stachel auszeichnen. Astrologische Inhalte - das Zodion Skorpion als Sonnenstandshoroskop des Trägers - sind insbesondere bei Gemmenbildern zu vermuten, wo ein Stern oder eine Waage über den Scheren des Tieres schwebt, da die Waage ursprünglich mit dem Sternbild des Skorpions verbunden war und erst später von den Skorpionscheren abgetrennt und zum eigenständigen Ζodion wurde. Während auch die Skorpionbilder, die eindeutig astrologischen Bezug haben, häufig in gelben Jaspis geschnitten sind, ist eine darüber hinausgehende, magische Bedeutung weiterhin durch die häufige Kombination mit der WPΘΜΕΝΧIΝIAΜΒWΝ-Inschrift nahegelegt. Nach dem Grundsatz „similia similibus” hat man die Ringsteine in der Forschung daher als Talismane gegen Skorpionstiche diskutiert, wie sie das arabische Zauberbuch Picatrix oder „in der Farbe des Löwenfells” (= gelb) auch das Steinbuch des Sokrates und Dionysios empfehlen. Der Skorpion ist jedoch auch das Tier des Seth, der als sexuelle Potenz schlechthin gilt, ebenso unterliegen ihm nach der Dekanmelothesie die Geschlechtsteile, so daß die Amulette mit seinem Bild als eine Art Heilmittel für sexuelle Störungen und Impotenz gedient haben könnten.

Sauber und detailliert geschnitten. Charakteristische Merkmale des Tieres sind hervorgehoben (Stachel), Bewegung und Raumnutzung sowie Proportionen geglückt.

Publ.: BONNER 77, 200 Anm.80; MICΗΕL, AMULETTGEΜMΕN 387 Anm.25 (erw.).

Lit.: Ζu Material, Motiv und Inschrift: H. RITTER - M. PLESSNER (Übers.), Picatrix (1962) 32, 56; BONNER 77ff., 200; DELATTE-DERCHAIN 268ff.; A.A. BARB, Gnomon 41, 1969, 305 Anm.4.5; PHILIPP, BERLIN 86 zu Νr. 122 /CBd-2095/; AGWIEN III 179 zu Νr. 2256 /CBd-2500/.2257 /CBd-2501/; MICHEL, AMULETTGEΜMEN 385. - Zum Zodion: H.G. GUNDEL, ZODIAKOS 20, 27, 31, 54, 72. - Zum Skorpion allg.: O. KELLER, Die antike Tierwelt II (1913) 470ff; S. ΕITREM, Der Skorpion in Mythologie und Religionsgeschichte, SymbOslo 7, 1928, 53ff, bes. 64ff. (Beziehung zu den Geschlechtsorganen); L. AURIGEMMA, Le Signe Ζodiacal du Scorpion dans les Traditions occidentales de l'Antiquité grécolatine à la Renaissance. Ciνilisation et Sociétés 54 (1976); P. BEHRENS, in: LÄ V (1984) 987ff. s.v. Skorpion; W.M. BRASHEAR, Gnomon 68, Heft 5, 1996, 451f. (Lit.).

Vgl.: Ζu Material, Motiv und Inschrift: Gelber Jaspis AGD IV HANNOVER 312 Taf. 226, 1717; Gelbe Jaspisse DELATTE-DERCHAIN 271f. Νr. 389.390; Gelber Jaspis LE BLANT, INSCRIPTIONS 100 Νr. 252; Gelber Jaspis und brauner Jaspis GETTY MUSEUM Inv. 85.AΝ.370.32 /CBd-2378/ (unpubl.), Inv. 85.AΝ.370.33 /CBd-2379/ (unpubl.); Gelber Jaspis SKOLUDA 37 /CBd-1690/. MICHEL, AΜULETTGEMMΕN 386 Abb. 17; Gelber Jaspis PRlVATBESITZ USA (unpubl.); Gelber Jaspis HENIG, LEWIS COLL. 62 Taf. 15, 260 /CBd-1109/; Gelber Jaspis STERNBERG, AUKTION 25, 1991, 117 Taf. 36, 868. - Ζu Material und Motiv: „Nilkiesel” PHILIPP, BERLIN 86 Taf. 30, 122 /CBd-2095/; Gelbe Jaspisse AGWIEN IΙI 179 Taf. 110, 2256 /CBd-2500/.2257 /CBd-2501/; Gelber Jaspis BERRY-COLL. 104 Νr. 189; Gelber Jaspis AGD IΙΙ KASSEL 246 Taf. 112, 191; Gelber Jaspis HAMBURGER, CAESAREA 36 Taf. 8, 161; Gelber Jaspis GRAMΑTOPOL (1974) 69 Taf. 19, 392; Gelber Jaspis PANNUTI, ΝAPOLI 327 Νr. 290. - Zum Motiv: Roter Jaspis SENA CHIESA, LUNI 129 Taf. 25, 173; Karneol DELATTE-DERCHAIN 271 Νr. 388; hier 343 /CBd-720/(Vgl.), 344 /CBd-721/.

 

Last modified: 2016-02-17 23:16:53
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