S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 47-48, no. 71.
Magnetit, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante rund. Kante rundum bestoßen, bis in die Vs. hineinreichend. Ringstein.
1,7 x 1,3 x 0,35
3. Jh.n.Chr.
Von G. Eastwood, Esq. (1864), vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 121, ΕA 56121.
Vs.: Auf einer kurzen Grundlinie eine Doppelfigur frontal, wobei zwei menschliche Körper mit Tierkopf so hintereinander stehen, daß sie sich beinahe decken. Vier Beine sind sichtbar, wobei sich die beiden linken nur durch die zwei angegebenen Füße unterscheiden lassen, weiterhin vier seitlich ausgestreckte Arme und zwei (Schakal?)Κöpfe. Der vordere, im Profil nach rechts gezeigte Kopf, scheint eine Mähne zu haben oder von einer Perücke bedeckt zu sein, die mit kurzen parallel gesetzten Linien angegeben ist. Die Schnauze ist kurz und spitz, die stehenden Ohren länglich. Der hintere Kopf im Profil nach links hat ein leicht geöffnetes Maul, auch sind spitze, stehende Ohren gezeigt. Mähne oder Perücke fehlen. In den beiden linken Händen tragen die Figuren jeweils eine Fackel, rechts dagegen je ein Schwert. Κleidung, Muskulatur sowie Geschlechtsteile sind nicht angegeben.
Rs.: Inschrift in fünf Reihen:
ΠΕΡΛ
AΜΒΟ
ΥΒAΚA
ΚΞΙΧ
ΥΚ
ΠΕΡΛΑΜΒΟΥ, ->Bakaxichych-Logos
Nach Κing soll der koptische Name des Anubis in der Inschrift enthalten sein.
Nach Κings Interpretation wird durch die Figur eine duale Macht symbolisiert - eine Kombination aus Anubis und Seth-Τyphon, in den beiden sich deckenden Beinen sei sogar ein Β in mit Huf erkennbar. Die „Hundefigur” mit den für Hekate charakteristischen Attributen Dolch und Fackel dürfte inhaltlich jedoch eher auf Hekate zu beziehen sein. Verbindungen zwischen Hekate und Schakalen bzw. Hunden bestanden darin, daß sowohl der Schakalgott Anubis als auch Hekate Imaginär den Schlüssel zur Unterwelt besaßen, daß ferner der Göttin der Nacht die Hunde heilig waren und sie schließlich selbst bisweilen hundegestaltig gedacht wurde. In einer Ζauberanweisung der Papyri soll etwa dementsprechend Hekate mit einem ihrer Gesichter als Ηundeantlitz in einen Μagnetstein geschnitten werden (ΒΕΤΖ/PRΕISΕΝDΑΝΖ, PGΜ IV 2879ff.). Weiterhin könnte beim vorliegenden Bild die Vorstellung des dreiköpfigen Hadeshundes Kerberos enthalten sein, dessen dreigestaltiger Darstellung ein Stadium des ein- bzw. zweiköpfigen Hundes vorausging. Der Hund, in der Antike als unreines Tier geltend, gehörte der magischen und chthonischen Sphäre an, so daß in den magischen Papyri sowohl Anubis als auch Kerberos bei den häufig an Hekate und andere Unterweltsgötter gerichteten Agôgai angerufen werden, dem Zaubernden die Liebe einer geliebten Person bzw. diese selbst zuzuführen (Herbeibringungszauber). Daß das Amulett in diesem Sinne zu interpretieren wäre, wird auch durch das Material Magnetit nahegelegt. Flüchtig und silhouettenhaft geschnitten, Details fehlen (Augen, Muskelwiedergabe), die Bewegung ist etwas unklar, in der Hüftgegend verschnitten, dennoch insgesamt kräftig und ungestüm wirkend.
Ρubl.: ΚING, GNOSTICS (1864) Taf. 1,3; ΚING, GNOSTICS 440 Taf. G,3.
Lit.: Zum Hund und Kerberos: T. ΗΟPFNER, Archiv Orientálni 3, 1931, 129. Archiv Orientálni 7, 1935, 97ff.; Η.. SCHΟLZ, Der Hund in der griechisch-römischen Magie und Religion (1937); F. ΚRETSCHMAR, Hundestammvater und Kerberos (1938); A. ΗERMANN, in: RΑC II (1954) 973ff. s.ν. Cerberus; DELATTE-DERCHAIN 89-103; S. WOODFORD - J. SPIER, in: LIΜC VI (1992) 24ff. s.ν. Kerberos; J.G. GAGER, Curse Tablets and Βinding Spells from the Ancient World (1992) 240ff. Νr. 134 Anm.55. - Ζu Hund, Kerberos und Anubis in Agôgai: ΒETΖ/ΡREISENDANΖ, PGΜ IV 191ff., XVI 1ff., ΧVIIa, ΧΧΧΙΙ 2, ΧΧΧVI, 70-114.338; W. ΒRASHΕAR, Zauberformular, APF 36, 1990, 49ff., bes. 53f. zu 20 (Lit.); DERS., Ein neues Zauberensemble in München, Studien zur Altägyptischen Kultur 19, 1992, 79ff., 85ff., 91, 97 (Lit.). - Ζu Ηekate/Ηund: C. DETLEF G. MÜLLER, Von Teufel, Mittagsdämon und Amuletten, JbΑChr 17, 1974, 95 Αnm.55. - Ζu Hekate:
66 /CBd-445/(Lit.). - Ζu Anubis:
40 /CBd-419/(Lit.).
Vgl.: Rot-grüner Jaspis PHILIPP, BERLIN
93 Taf. 36, 138 c /CBd-221/ (Anubis und Hekate). - Ζu Kerberos: Magnetit FΟSSIΝG, ΚΟPENHAGEN 250 Νr. 1866 (ohne Abb.); Magnetit GETTY MUSEUM Inv.
85.AΝ.370.38 /CBd-2384/ (unpubl.). - Ζu Anubis:
40 /CBd-419/(Vgl.)
–50 /CBd-429/. - Ζu Hekate:
66 /CBd-445/(Vgl.)
–70 /CBd-470/.