9779. — Jaspis, rot. Wohl Form 8. Gut erhalten. Moderne Goldfassung.
Slg. v. St.
1,4 x 1,1 x 0,27 (si.O.)
1./2. Jh. n. Chr.
Links steht in einer Dreiviertelwendung nach rechts eine männliche Gestalt, bekleidet mit einem Untergewand und einem Mantel, der, in breiten, tiefen Falten schräg um die Beine geschlungen, wie ein Schal von hinten um den Hals gelegt ist und in einem langen Zipfel über die rechte Schulter herabhängt. Das rechte, etwas zur Seite gesetzte Spielbein und das Standbein mit herausgedrehter Hüfte sind deutlich unterschieden. Mit der Rechten stützt er sich auf ein langes Szepter. Wegen der Zange in der gesenkten Linken (sie überschneidet die Figur daneben) und des Kopfputzes — Kappe und Sonnenscheibe — handelt es sich wohl um die Darstellung von Ptah (vgl. Kat. Nr. 61 /CBd-2037/). Die weibliche Gestalt rechts von ihm steht mit geziert gekreuzten Beinen im Profil und hat beide Hände auf seine linke Schulter gelegt. Das lange Gewand ist offenbar ganz tief gegürtet. Die Haare sind seitlich eingerollt und auf dem Kopf trägt sie wohl den Kopfputz der Isis mit Kuhgehörn, Diskus und den Federn in der Mitte. Diese Gestalt umgibt eine nicht polierte, unregelmäßige Fläche, die mit Punkten gefüllt ist. Vielleicht handelt es sich um eine Art Sternenmantel, wie ihn auch eine Gemme in Braunschweig und eine weitere im British Museum zeigen. Auf der letzteren steht Isis Osiris mit der gleichen Geste gegenüber (dahinter außerdem Harpokrates), auf dem Stein in Braunschweig ist nur die Göttin dargestellt. Eine Terrakotte in Bcrlin zeigt Isis ebenfalls von einer Art Himmelsmantel umgeben. — Ebenmäßig eingetiefte Flächen. Lineare Details.
Publ.: Toelken S. 21 Nr. 77. Ausf. Verz. S. 377 (“Isis und Sarapis”).
Lit.: Zu den Vergleichen: AGDS IIΙ Braunschweig Nr. 190: Isis-Aphrodite. Der dort erwähnte Ouroboros ist im Gegensatz zu AGWien II Nr. 996 nicht zu erkennen. Bonner, Hesperia 20, Nr. 4 /CBd-490/: Hathor-Aphrodite und Osiris (Brit.Mus.). Terrakotte in Berlin: Philipp Nr. 32. Auf zwei Gemmen (Delatte-Derchain Nr. 106. 107) ist Isis wie Aphrodite nur mit einem tiefgegürteten Mantel bekleidet (Venus-Capua-Typus; vgl. die o.a. Wiener Gemme). Vielleicht handelt es sich bei der Gemme Kat. Nr. 80um ein Mißverständnis? — Zum Sternenmantel: R. Eisler, Weltenmacht und Himmelszelt I (1910) 51ff., bes. 69f. Tran Tam Tinh, RA 1970, 290f. Th. Kraus, JdI 94, 1979, 576 Anm. 42. Vgl. auch das Kybele-Wandgemälde in Pompeji: V. Spinazzola, Pompei, Scavi Nuovi Ι (1953) 223ff. bes. 229 Abb. 251 (Via dell'Abbondanza). — Vielleicht wurden Sternenmantel und vom Ouroboros umgebene Flächen mißverstanden und miteinander verwechselt. Von Erman als “Isis auf einem Baum(?)” gedeutet. — Zur Verbindung zwischen Isis-Hathor (Aphrodite) und Ptah (Hephaistos) vgl. Kat. Nr. 61 /CBd-2037/. — Zum Motiv: Kat. Nr. 34 /CBd-2010/. — Zum Stil: Vielleicht Kat. Nr. 61 /CBd-2037/und 80 aus derselben Werkstatt?