The CBd
Michel, BM on CBd-558
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 102, no. 160.

Lapislazuli-Fragment, matt. Rechteckiges, ursprünglich hochformatiges Plättchen, beiderseits flach, facettiert, Kanten abgerundet. Quer in der Mitte gebrochen, kleiner Abspliß auf der Vs. oben und unten. Medaillon.

1,85 x 2,4 x 0,25
2. Jh.n.Chr.
Gekauft von Jack Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,65.

Vs.: Rest einer Pantheosdarstellung. Erhalten ist der unbekleidete Oberkörper des Gottes, zwei Arm- und zwei Flügelpaare. Das untere Armpaar ist herabhängend an der Seite gehalten, die Hände und die eventuell gehaltenen Gegenstände sind durch den Bruch verlorengegangen. Das obere Armpaar hält jeweils ein senkrecht aufsteigendes Zepter oder Standarte und eine nach innen züngelnde Schlange, die rechte Hand dazu ein Beil, die linke einen Skorpion, auf Armmitte zusätzlich ein Was-Ζepter. Auf den Armen je drei schräg gesetzte Linien. Die vier frontal gezeigten, waagerecht nach links und rechts ausgestreckten Flügel sind mit fischgrätenartig gesetzen Kerben gemustert. Als Kopf eine fratzenhafte Maske, an der Bart und eine breite Nase erkennbar sind. Links und rechts davon - wohl für die sonst üblichen degenerierten Tierprotomen - je vier kurze dicke Kerben übereinander. Auf dem Kopf die Atefkrone. Im freien Feld oben links und rechts Zeichen für Augen, die den Kosmos repräsentieren sollen.

Rs.: Inschrift in fünf Reihen:
XAΒPAΧΦ
ΝΕCΧΗPΦI
ICΧΥPΕΔOCΧAPΙΝAΚΥ
ΧPΟΦΝΥ
ΛAP..CΠΟIWΕΔWK
Ζu lesen als ->Chabrach-Logos, ΔΟC ΧAPΙΝ..., „Gib Gnade (Gunst)”
Zeile drei und fünf sind kleiner geschrieben und wohl nachträglich zwischen den - in drei Ζeilen (eins,zwei und vier) bruchstückhaft erhaltenen - ->Chabrach-Logos gesetzt. Die fünfte Ζeile ist durch den Bruch beschädigt und nicht eindeutig lesbar. Die Bitte um Gunst ist in ihrem Wortlaut nicht mehr rekonstruierbar, der Name des/der Bittenden bleibt unklar.

Die den Kosmos repräsentierenden Augen im Bild könnten auch auf „Harmerti” - „Horus der Augen” anspielen, den die Texte zweier Statuetten als Namen für den Pantheos nennen. Dieser Lichtgott von Pharbaitos besiegt täglich die Apophisschlange, die den Lauf der Sonne zu hemmen versucht. Die Gemmeninschriften erwähnen diesen Namen ebenso wenig wie den auf einem von Bonner beschriebenen Pantheos-Amulett erscheinenden „Ortineus”. Regelhaft wird auf den Amuletten hingegen der Name ->Bainchôôôch genannt.

Silhouettenhaft flach und Vereinfacht geschnitten, dennoch mit Detailangabe und klar νerständlich. Eigenartig ist die betont eingeengte, geometrisch wirkende Taille (zwei Dreiecke).

Lit.: Ζu Harmerti: F.W. VON BISSING, ΖÄS 75, 1939, 130ff.; N. VLASSA, Interpretarea unei geme magice greco-egiptene, ActaMusΝapoca 17, 1980, 485, 489f.; ZWIERLEIN-DIEHL, KÖLN 19. - Ζu Οrtineus: Amulett aus Byblos BONΝΕR 182f. Anm.118. - Ζum Namen ->Bainchôôôch: 163 /CBd-561/(Lit.). - Ζu Motiv und Thema: 159 /CBd-557/(Lit.). - Ζu ΔOC ΧΑΡIΝ: 120 /CBd-520/(Lit.).

Vgl.: Ζu Form, Material und Motiv: 159 /CBd-557/(Vgl.). - Ζu Form und Motiv: Serpentin BONNER 296 Taf. 12, 257 /CBd-1435/. - Zum Motiv: 159 /CBd-557/(Vgl.). - Zur Inschrift ΔOC ΧAΡIΝ: 159 /CBd-557/, 163 /CBd-561/, ferner 120 /CBd-520/, 134 /CBd-534/(Vgl.). - Ζu Motiv und ->Bainchôôôch: 163 /CBd-561/(Vgl.).
Last modified: 2015-09-04 14:53:55
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/289

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