S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 104, no. 163.
Unreiner Lapislazuli, schmutzig grau durchsetzt, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn abgerundet. Rechts an Vs. und Rand eine Ecke abgebrochen. Ringstein.
2,3 x 1,8 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 531, EA 35433.
Vs.: Pantheos in Schrittstellung nach rechts auf einer Ouroboros-Kartusche, Oberkörper frontal. Der gerippt gemusterte Ouroboros enthält Tiere, die nur noch angedeutet und nicht mehr identifizierbar sind. Darauf der Gott, die Füße im Profil nach rechts sind als Schakalköpfe gearbeitet, deren spitze Ohren emporragen (Schakalkopfschuhe). Links neben Pantheos schräg nach unten zeigend ein Vogelschwanz. Der sonst übliche Krokodilschwanz darunter fehlt. Hinter der Figur nach links und rechts hervorragend vier fischgrätenartig gemusterte Flügel, Bekleidung ist nicht erkennbar, der Oberkörper glatt. Der Gott hat nur zwei Arme, wobei der herabhängende rechte ein Flagellum trägt, die Linke umschließt ein Was-Zepter. Links und rechts zwei weitere Zepter, durch jeweils drei zu Bündeln gefaßte Linien mit was-zepterähnlichem Abschluß angedeutet. Von dem wohl bärtigen Gesicht des Pantheos ist nur die breite Nase zu erahnen, links und rechts des Kopfes stehen je drei Tierprotomen ab, auf dem Kopf eine große (Atef?)Krone, oben wohl mit Federn und Sonnendiskus.
Rs.: Inschrift in zehn Reihen:
CΜΝA
ΦΠXΘCAX
ΥIAPIΝXAΟ
ΥXΙΜΙXIWXIΜ
IΘIAΥΘAΥΘΟΥ
ΝIΧΕΘΟPΟΝΘ
ΙΗAΛΧAPA
ΜΨΑIΝΟ
ΗPΒA
IΝX
Fortsetzung auf dem Rand umlaufend
WWWΧ AΒPACAΞ
Stark νerschrieben scheint in der sechsten Reihe ΦΟPΟΥΝTΙ enthalten zu sein: (δός χὰριν τῷ) φοροῦντι -”Gib Gunst dem Träger des Amuletts”(?). In der sogenannten Lallformel ΧAΟΥX ΙΜI ΧIWX ΙΜΙ ΘΙAΥ ΘAΥ ΘΟΥ klingt ΧΥX, - „Finsternis” an, auch werden - wie üblich für Zauberformeln drei ähnlich klingende Silben wiederholt. Das Wort NIXE könnte für νίκη oder νικᾷ stehen („Sieg”, „besiege”). In den letzten beiden Reihen sowie auf dem Rand fortgesetzt schlielich ->Bainchôôôch und - >Abrasax, die magischen Namen für den Pantheos und Sonnengott.
Als Name der Pantheos-Kompositfigur ist u.a. ->Bainchôôôch eingeschnitten: „Seele der Finsternis” oder „Manifestation Gottes (= Ba) in der Finsternis”. Während man den Namen einerseits auf den abendlichen Sonnengott (Atum) beziehen kann, der nachts die finstere Unterwelt durchwandert, assoziiert man ihn auch mit Kuk oder Keku, die Personifikation der Dunkelheit, in der sich das Chaos vor der Schöpfung befand. Wie dieser Keku in entsprechenden ägyptischen Texten wird „Bainchôôôch” in Texten der magischen Papyri als Ur- und Schöpfergott geschildert, in den Papyri darüberhinaus mehrmals in Verbindung mit dem „Νeungestaltigen” gebracht - auf einem von Bonner beschriebenen Amulett aus Byblos eine weitere Bezeichnung für den Pantheos. Die Benennung mit ->Bainchôôôch könnte als Hinweis gewertet werden, daß eine uralte Schöpfergottheit mit dem Sonnengott zur Figur des Pantheos verschmolzen wurde - Phänomene, die insbesondere im Zauber häufig sind.
Das Bild folgt dem üblichen Schema, jedoch mit Auslassungen (Armzahl). Details sind undeutlich.
Lit: Zu „Bainchôôôch”/Keku: BETΖ/PREISEΝDANZ, PGM V 152, ΧIII 40ff.62ff.160; HARRAUER, MELIOUCHOS 14 Anm.7, 78ff. Anm.83 (Lit.); KÁKOSY, RELIGION 2993. - Zum „Νeungestaltigen”: BETΖ/PREISENDANZ, PGM XIII 159, 385ff., 392, 411, 422, 469; BONNER
182f. Anm.118; H. BONNER, RÄRG 521ff. s.v. Νeunheit; HARRAUER, MELIOUCHOS 81 Anm.88. - Zu „Lallformeln”: BONNER
11,
69,
191. - Zu ΔOC ΧΑΡIΝ:
120 /CBd-520/(Lit) - Zum Thema:
159 /CBd-557/(Lit.),
160 /CBd-558/(Lit.).
Vgl.: Zu Material, Motiv und ΔOC ΧΑΡIΝ:
159 /CBd-557/(Vgl.),
160 /CBd-558/. - Zu Motiv und ->Bainchôôôch: Glassatz, blau GETTY Museum Inv.
83.AΝ.437.46 /CBd-2342/ (unpubl.); Grüner Jaspis AGD IV HAMBURG 387 Taf. 265, 76; Grüner Jaspis RIDDER, DE CLERCQ COLL. 779f. Taf. 29, 3471; Brauner und braun-grüner Jaspis PHILIPP, BERLIN 109f. Taf. 451,
176 /CBd-2131/.
178 /CBd-2133/; Grüner Jaspis BONNER
316 Taf. 21, 374 /CBd-1080/; hier
164 /CBd-562/,
167 /CBd-565/,
169 /CBd-567/. - Zum Motiv:
159 /CBd-557/(Vgl.)
–162 /CBd-560/,
164 /CBd-562/–170 /CBd-568/.