S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 16, no. 25.
Unreiner Karneol, poliert, in den Vertiefungen matt. Hochoval, Vs. flach, Rs. leicht konvex, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Absplisse auf der Vs. und am Rand rechts, kleiner Abspliß auch oben links. Ring stein.
1,8 x 1,4 x 0,3
2. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Castellani (1872) Nr. 1388.
Βrit. Mus. Inv. G 445, ΕA 56445.
Vs.: Sarapis-Büste im Profil nach links mit Gewandfalten am Büstenansatz. Der Kopf sitzt auf einem kräftigen Hals, das Kinn ist mit einem nach oben geschwungenen Vollbart bedeckt, die Unterlippe ist im Bart sichtbar. Die Nase ist detailliert gebildet, Nasenrücken und -flügel sind erkennbar. Beim Auge sied Unter- und Oberlid, Pupille und buschige Augenbrauen eingraviert. Die Wangenpartie ist rundlich modelliert, der Wangenknochen betont. Unter einem gerippt gemusterten Haarwulst tritt die stark gewölbte Stirn hervor, die Haarkappe ist gestrichelt. Auf dem Kopf ein Modius, in der Mitte von einer Senkrechten durchzogen, von der fischgrätenartig Schräglinien ausgehen, oben mit zwei waagerechten Linien abschließend.
Rs.: Inschrift in drei Reihen:
ΕICΖΕ
ΥCCΕ
PAIIIC
εἷς Ζεὺς Σάραπις, „ein und derselbe sind Zeus und Sarapis“
Die Inschrift setzt Sarapis und Zeus gleich und entspricht so den Namensauflistungen von Göttern in den magischen Papyri, wo das Wesen eines Gottes durch die Nennung seiner verschiedenen Namen und Aspekte in mehreren Sprachen erfaßt werden sollte.
Sarapisbüsten sind ein verbreitetes Motiv auf Gemmen. Ähnlich wie in den Papyri artikuliert sich bei den hier aufgenommenen Beispielen in begleitenden Inschriften die synkretistische Gleichsetzung derSarapisfigur mit anderen Göttern. Der Kult des bis dahin in seiner Bildform in Ägypten nicht bekannten Gottes setzte unter der Regierung Ptolemaios I. (322-283 v. Chr.) ein, wobei dieser ganz bewußt eine Gottheit gewählt zu haben scheint, die sowohl vom ägyptischen als auch vom griechischen Bevölkerungsteil gleichermaßen verehrt werden konnte: während die Ägypter Sarapis mit Οsiris/Apis identifizierten, konnte der Gott für die Griechen Hades (Pluto), Helios oder - wie hier - Zeus sein. Daß Zeus und Sarapis als eine Gottheit aufgefaßt wurden, wird auf den Gemmen meist auch durch die motivische Ähnlichkeit deutlich, schemenähnlich austauschbar deckt sich mit nur geringfügigen Abweichungen die Ikonographie der beiden Gottheiten. Während auf den magischen Gemmen die Identifikation mit Zeus und Hades motivisch greifbar wird, belegen Inschriften häufig den solaren Aspekt des Gottes. Auch in den magischen Papyri erscheint Sarapis meist im Zusammenhang mit solaren Gottheiten (Helios).
Sehr detailliert gearbeitet. Der feine Stil mit Modellierung, Linien, Flächen, Detail und Binnenzeichnung entspricht eicht dem Massenstil der magischen Amulette. Eine hervorragende Arbeit im Standard der qualitativ hochstehenden kaiserzeitlichen Gemmen, wohl hadrianisch.
Publ.: BONNER
175 Anm.59.
Lit.: Ζum Thema allg.:
BONNER 41; DELATTE-DERCHAIN 811 zu Nr. 100; W. HORNBOSTEL, Sarapis, ΕPRΟ 32 (1973) 91ff; G. CLERC - J. LECLANT, in: LIMC VII 1 (1994) 666ff s.v. Sarapis. - Zur Profilbüste auf Gemmen sowie zu Anastole- und Fransen-typus: HORNBOSTEL a.Ο. 132ff., 167ff., 327ff. - Zur Annahme kaiserlicher Gesichtszüge bei Sarapis köpfen: HORΝΒOSTEL a.O. 248. - Zu ΕIC ΖΕΥC CAPAΠIC: HORNBOSTEL a.Ο. 354; PHILIPP, BERLIN 55 zu
Nr. 55 /CBd-2031/; ferner
338 /CBd-715/(Lit.). - Ζu Gemmen der hadrianischen Zeit: ZAZOFF, HANDBUCH 321f.
Vgl: Zu Mοtiv und lnschrift ΕIC ΖΕΥC CΑΡAΠΙC: Roter Jaspis PHILIPP, BERLIN
55 Taf. 15, 55 /CBd-2031/; Hämatit VERMEULE, SOMMERVILLE COLL. Nr. 308; ferner unreiner KarneoΙ SCHWARZ (1979)
170 Taf. 35, 23 /CBd-1771/ (Uräus-Schlange); Grün-roter Jaspis AGD IΙΙ KASSEL 233 Taf. 103, 148 (Harpokrates); hier
332 /CBd-151/,
334 /CBd-161/,
543 /CBd-902/. - Zur Sarapisbüste auf magischen Gemmen: Sard SLIWA, CIAZΥNSKY COLL. 66 Taf. 18, 78; Braun-roter Jaspis, als Medaillon gefaßt VΕRΜEULE, SOMMERVILLE COLL. Νr. 309; Heliotrop AGD ΙΙΙ KASSEL 243 Taf. 110, 180; Schwarzer Jaspis PETRIE, AMULETS 30 Taf. 22, 135u: Lapislazuli BONNER
257 Taf. 1,
21 /CBd-1288/.
22 /CBd-1289/; Karneol AGWIEN III
162 Taf. 97, 2206 /CBd-2450/; hier
26 /CBd-405/,
27 /CBd-406/,
28 /CBd-407/. - Zur motivischen Gleichsetzung Zeus/Sarapis:
30 /CBd-409/,
31 /CBd-410/. - Sarapis/Hades:
30 /CBd-409/,
32 /CBd-411/.