The CBd
Michel, BM on CBd-664

S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 173-174, no. 278.

Hämatit-Fragment, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt. Ringsum bestoßen, beiderseits große Stücke abgebrochen, auf der Vs. große Absplisse. Medaillon.

2,7 x 1,6 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Geschenkt von Rev. G.J. Chester (1866). Aus Κonstantinopel.
Brit. Mus. Inv. G 217, ΕA 56217.

Vs.: Reste eines Sarapismotivs innerhalb eines nur teilweise erhaltenen, gerippt gemusterten Οuroboros. Von der ursprünglich außerhalb des Οuroboros umlaufenden Inschrift sind nur noch die Buchstaben E (Epsilon) und Ν (Νy) lesbar, die dem vorangegangenen Stück entsprechend auf das →Iaeô-Palindrom hinweisen könnten [see CBd-663]. Von dem Thron mit Sarapis sind die beiden hinteren Beine und Lehne des Throns erhalten, weiterhin Stofffalten des langen Gewandes des darauf sitzenden Gottes sowie der linke erhobene Arm mit einem hohen Zepter, das oben mit zwei kleinen Waagerechtlinien abschließt. Der bruchstückhaft erhaltene Sarapiskopf läßt eine griechische Frisur erkennen. Der Thron ist auf ein Krokodil gesetzt, von dem nur der Schwanz erhalten ist, darunter Beine und Hüftpartie einer Mumie als ovale Fläche mit mumienbinden andeutendem Rautenmuster. Die Mumie wird von einem auf einer Grundlinie nach links schreitenden Löwen getragen, von dem ein Teil des Körpers mit Rippen und Schwanz sowie das rechte Vorder- und das linke Hinterbein erhalten sind. Darunter:
IAW
→Iaô
Im freien Feld, rechts neben dem erhobenen Arm des Sarapis, eine nach oben geöffnete, liegende Mondsichel mit einem achtstrahligen Stern darüber. Darunter Inschrift in sieben Reihen:
AΕHΙΟΥW
ΕHΙΟΥW
HIΟΥW
ΙΟΥW
ΟΥW
ΥW
W
→Vokalkombination als Schwindedreieck
Bei den in der Magie häufig angewandten Schwindeinschriften (Schwindedreiecke, Schwindeflügel usw.) wird bei Vokalreihen oder Formeln von Reihe zu Reihe ein Buchstabe weggenommen, so daß die Inschrift zu einem Buchstaben reduziert wird.

Rs.: Harpokrates im Profil nach links auf dem Lotus, der mit gestricheltem Blütenkelch und zwei leicht nach außen geneigten Knospen einer kurzen Grundlinie entspringt. Auf dem durch eine breite wulstige Querkerbe angedeuteten Kelchrand Harpokrates mit angezogenen Beinen. Das Kind ist unbekleidet, Nabel und Brustwarzen sind mit winzigen Kerben angedeutet, Angaben von Muskulatur und Geschlechtsteilen fehlen. In der angewinkelt am Körper gehaltenen Linken ein Flagellum, die rechte mit deutlich ausgearbeiteter Hand und gestrecktem Ζeigefinger ist zum Mund geführt. Das Profil ist mit Kinn, Lippen, Νase und Auge ausgeführt, der Kopf bis auf die seitlich herabhängende und im Nacken ausschwingende Jugendlocke kahl, über dem Kopf schwebt der Sonnendiskus. Links davor ein achtstrahliger Stern, rechts dahinter das erhaltene untere Horn einer nach links geöffneten Mondsichel. Links vor Harpokrates Reste zweier kleinerer Figuren: Aphrodite und Ares. Die mit einem Hüftmantel bekleidete Aphrodite steht mit versetztem Spiel- und Standbein auf einer Grundlinie und berührt mit dem linken, angewinkelten Arm ihr langes Haar. Von Ares sind der Oberkörper, der Kopf mit Helm und großem Helmbusch sowie der auf den im Profil gezeigten Bukkelschild gestützte linke Arm erhalten, so daß diese Reste auf den Typus des Mars Ultor hinweisen. Rechts hinter Harpokrates das fragmentierte Bild der frontal auf einer kurzen Grundlinie stehenden dreigestaltigen Hekate mit bodenlangem Gewand (Peplos) und bauschig über die Hüften fallendem Κolpos. Erhalten sind drei übereinander gestaffelte Arme, der unterste trägt eine Peitsche, der mittlere eine Fackel, der oberste ein Schwert, auf dem im Profil gezeigten linken Kopf ein Polos. Im freien Feld Reste von Inschriften. Oben in drei Reihen:
ΑΑ
ΑΘΑΝΑ
APΡW
Unten links der Lotusstengel in zwei Reihen:
IΦP
.CIC
Rechts davon in zwei Reihen:
WW
WX
Ζu ergänzen zu →Αblanathanalba-Palindrom, →Arôriphrasis, →Bainchôôôch

Rand: Reste einer ursprünglich umlaufenden Inschrift: .ΖHΔIΑ...ΞΚWΑ..

Während sich die Vorderseite in groben Zügen an dem auch auf Vergleichsstücken belegten Schema des Sarapis mit Ibiszepter orientiert, weicht die Rückseite, die wie üblich Harpokrates auf dem Lotuskelch zeigt, durch die Erweiterung um die Figurengruppe Ares und Aphrodite sowie Hekate vom üblichen Schema ab. Durch seine Größe ist Harpokrates deutlich als die Hauptfigur gekennzeichnet. Bonner wertet die Kombination mit Ares und Aphrodite als ein Beispiel für die Verbindung des Harpokrates mit Liebeszauber.

Die Vorderseite ist - soweit erhalten - sauber geschnitten, sogar Detailangaben mit Binnenzeichnung sind bedacht (Mumienbinden, Löwenrippen), die Rückseite ist dagegen etwas gröber und flächiger ohne Detailangabe gearbeitet. Die Figuren sind dennoch in ihrer Τypik und charakteristischen Bewegung festgehalten, so daß sie trotz starker Zerstörung erkennbar sind.

Publ.: BONΝER 144 Αnm.29, 236.

Lit.: Zum Sarapis-Motiv der Vs.: 277 /CBd-663/(Lit.).

Vgl.: Zum Sarapis-Motiv der Vs.: 277 /CBd-663/(Vgl.). - Zu Hekate: 66 /CBd-445/ (Vgl.)70 /CBd-470/. - Zu Ares und Aphrodite: 83 /CBd-483/(Vgl.). - Zu Harpokrates auf dem Lotus: 104 /CBd-504/(Vgl.)116 /CBd-516/(516, 118 /CBd-518/. - Zum Schwindedreieck: 268 /CBd-165/, 278 /CBd-664/, 382 /CBd-753/(Vgl.)384 /CBd-755/, 503 /CBd-861/.

 

Last modified: 2019-11-30 11:30:13
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/409

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