The CBd
Michel, BM on CBd-682
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 187, no. 296.

Serpentin, matt glänzend. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante rund. Oben von beiden Seiten angebohrt, jedoch nicht durchbohrt. Medaillon.

3,5 x 2,9 x 0,6
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von J. Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,72.

Vs.: Auf einer Grundlinie ein Löwe im Profil nach links schreitend. Das Tier ist nur flüchtig entworfen, Fell ist nicht angegeben, die Pranken verdickt geschnitten, der Schwanz in eine Quaste auslaufend. Mit einigen wagerechten und senkrechten Kurzkerben sind die Mähne und der Mähnenbart angedeutet, auch Ober- und Unterkiefer, Brauenwulst und aufgerissenes Maul sind erkennbar. Auf dem Löwen eine ebenfalls nach links stehende männliche Figur, die Beine in Schrittstellung auf Rücken und Kopf des Löwen gesetzt. Die Figur ist mit Stiefeln, Schurz und Chlamys bekleidet, die über den linken angewinkelten Arm geworfen ist. Durch die linke Armbeuge ist ein Sichelschwert geschoben, der rechte, angewinkelt erhobene Arm hält ein Blitzbündel. Der Kopf ist durch einen Bohransatz zerstört, nur Stirn und eine Art Kopftuch sind erhalten. Im freien Feld unter dem Bauch des Löwen eine liegende Mondsichel, vor dem Kopf ein achtstrahliger Stern. Am Rand umlaufend Inschrift, links in der Mitte beginnend:
CICIWCICIΦΕPΜΟYΑΝΟY.PΧΝ
→Sisisrô-Logos
Oberhalb des Löwen links und rechts je zwei Reihen →Charakteres, in der zweiten Reihe das Chnoubiszeichen. Unter der Grundlinie waagerecht:
IΑW
→Iaô

Rs.: Auf einer nicht näher ausgearbeiteten, mit dem Gesicht nach unten am Boden liegenden Figur mit nach vorn gestreckten Armen eine frontal stehende langgewandete weibliche Figur mit über die Hüften fallendem Kolpos. Beide Arme sind angewinkelt zur Seite ausgestreckt und halten je eine Peitsche, der Kopf ist durch den Versuch, den Stein zu durchbohren, vollständig verlorengegangen.
Im freien Feld Buchstaben, links neben der Figur:
ΛΝ
Π
rechts daneben:
IPW
ΟΥ
am Bildrand oben beginnend und nach rechts umlaufende Inschrift, zum Teil unlesbar:
ΤΟΥΙAWΜΟΥCTΟΜΑ.ΥΘPPATAΚAIΠΑΤ. POCΚAIAΓΑΘ..
Enthalten sein könnte: →Iaô, μοῦ στομά(χο)υ („meines Magens”)?, καί πατρός (Gen. von πατήρ, „Vater, Schöpfer, Wohltäter) καί ἀγαθός/ἀγαθόν („gut, heilsam”, „Wohltat, Gnade”).

Rand: umlaufende Zechen und →Charakteres, nicht transkribierbar.

Motive und Inschriften dieses Amuletts beziehen sich auf eine Schutzgottheit und Schicksalsmacht und illustrieren die Assoziationskette „Löwe/Greif - Pantheos/Kronos - Nemesis” im Zusammenhang mit Jenseitsνorstellungen. Ausgezeichnet durch Blitzbündel und Sichel sowie den häufig mit ihm verbundenen →Sisisrô-Logos steht anstelle des Pantheos Chronos/Kronos-Saturn auf dem Löwen. Auf der Rückseite dagegen Nemesis, im Typus an Hekate bzw. die kuhköpfige Isis-Ηathor angeglichen und so mit diesen Göttinnen synkretisiert.

In der Hauptsache mit dem Stichel entstandener Schnitt, silhouettenhaft, dennoch stellenweise Linien und Details angebend. Bewegungen und Proportionen sind nach Schema übernommen und charakteristisch.

Lit.: Zum Motiv Stehen auf einer am Boden liegenden Figur: R. WÜNSCH, Sethianische Verfluchungstafeln aus Rom (1898) 16; M. PEDRIZET, Reliefs grecs votivs: Nemesis, BCΗ 22, 1898, 599ff. Taf. 16,2; P. PEDRIZET, Nemesis, ΒCH 36, 1912, 248ff. Taf. 1; B. SCHWEITZER, Dea Nemesis Regina, JdI 46, 1931, 175ff; G.QU. GIGLIOLI, Due gemme basilidiane del Museo Archeologico di Perugie, ArchClass 3, 1951, 199ff..; DELATTE-DERCHΑIN 98 zu Νr. 122, 193ff. zu Νr. 257ff.; WORTMANN, ΝILFLUT 81ff., 109f.; PΗΙLIPP, BERLIN 48 zu Νr. 42 /CBd-2018/; AGWIEN III 152f. zu Νr. 2182 /CBd-2425/, II 149 zu Νr. 1187; hier 279 /CBd-665/(Lit.), 297 /CBd-683/(Lit.).

Vgl.: Zu Thema und Motivkombination: Hämatit SOUTHESK COLL. 156f. Taf. 13, Ν 29. - Zu Hekate auf Löwe stehend, über am Boden liegender Figur: Grüner Jaspis RIDDER, DE CLERCQ COLL. 764 Taf. 28, 3438; Hämatit AGWIEN 152f. Taf. 87, 2182. - Zum Stehen auf der am Boden liegenden Figur: 297 /CBd-683/ (Vgl.). - Zur Vs.: 289 /CBd-675/294 /CBd-680/. - Zu Kronos: Gelber Jaspis R. KOTANSKΥ, Kronos and a New Magical Inscriρtion Formula on a Gem in the J.P. Getty Museum, AncWorld 3, 1980, 29ff. Abb. 1.

 

Last modified: 2015-10-07 23:24:17
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