The CBd
Michel, BM on CBd-571
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 110, no. 173.

Hämatit, schwach poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Abspliß an der Kante rechts. Ringstein.

2,3 x 1,9 x 0,35
3. Jh.n.Chr.
Von G. Eastwood, Esq. (1864), vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 191, EA 56191.

Vs.: Kompositum mit Pantheoselementen: ein menschlicher Körper mit drei Tierköpfen frontal auf einer Grundlinie, die Beine in Schrittstellung im Profil nach rechts. Die Figur ist in Mumienbinden gehüllt, die - durch Schrägkerben angegeben - tunikaähnlich vom Hals bis zu den Knien fallen. Beide Arme sind angewinkelt vor der Brust gehalten. Auf dem menschlichen Rumpf in der Mitte ein Falken(?)kopf im Profil nach rechts, rechts der Kopf eines Ibis, links ein Schakalkopf. Auf den Köpfen jeweils stilisierte Kronen. Hinter den Schultern ragt ein ausgebreitetes Flügelpaar hervor, in Höhe der Oberschenkel ein zweites kleineres.

Rs.: Inschrift in sechs Reihen:
ΒIXW
ΒIXWΒΕ
YΒΕΥXWΒ
IXWΒIΒΕ
ΥCOΥΜA
PTA
ΒIXW ΒIXW ΒΕΥ ΒΕΥ XWΒI XWΒI ΒΕΥ -> Soυmarta
In den sieben (nach Bonner sinnlosen) Zaubersilben werden viermal die Silben ΒIXW (zweimal als Anagramm XWΒΙ) sowie dreimal die Silbe ΒΕΥ wiederholt. In ΒIXW könnte das ägyptische bjk `3 enthalten sein, das mit „großer Falke” übersetzt wird. In der Silbe ΒΕΥ klingt dagegen das ägyptische b3 („Seele, Seelenvogel”) an. Auch die Siebenzahl der Silbenspielerei läßt annehmen, daß es sich um Anreden oder Namen des Sonnengottes handelt, der mit „großer Falke, Seelenvogel beschütze!” angerufen wird. Ferner klingen Wörter wie ΒIXΥX („Seele, Widder der Finsternis) und XWΧI („Finsternis”) an, die sich ebenfalls auf Erscheinungsformen des Sonnengottes beziehen und häufig mit dem Pantheosmotiv einhergehen.

In einem Hausschutzzauber der magischen Papyri soll als Glücksbringer eine Wachsfigur gebildet werden, die der Beschreibung zufolge mit der hier abgebildeten Figur übereinstimmt (BΕΤΖ/PRΕISΕΝDΑΝΖ, PGM IV 3125ff.). Entsprechend der Forderung, die vierflügelige Figur solle gekleidet sein wie Osiris, ist die Figur auf der Gemme in Mumienbinden gehüllt. Die drei Köpfe - Pavian (Kynokephalos), Falke und Ibis - folgen ebenfalls der Anweisung, die Kerben deuten die dort jeweils beschriebenen Diademe an. Auch die vor der Brust gehaltenen Arme folgen der textlichen Beschreibung. Zudem sind einige der Zauberworte, die gemäß den Papyri auf ein Täfelchen geschrieben und in den Leib der Wachsfigur gelegt werden sollen, hier auf der Rs. zu lesen.

Der Gemmenschneider war bemüht, kleinteilig und detailliert zu arbeiten, dennoch ist der Schnitt nicht klar (Flügel, Bekleidung). Fein auslaufende Ritzlinien und breitere tiefe Kerben halten sich die Waage. Die Raumnutzung ist gut, die Proportionen sind stimmig. Die Bewegung der Figur folgt etwa römisch-kaiserzeitlichen Schemata und unterscheidet Spiel- und Standbein: angehobener rechter Fuß frontal, linker mit fester Sohle im Profil. Dem Schwung der Hüfte ist nicht weiter gefolgt.

Publ.: KING, GEMS AND RINGS 47 Taf. 9, 2; KING, ANTIQUΕ GEMS 358 (Abb.); BUDGE, GUIDE 242; BONNER, BRITMUS 332 Taf. 98, 45.

Lit.: Zum Motiv: BETΖ/PREISENDANΖ, PGM IV 3125ff; DELATTE-DERCΗAIN 209f. zu Nr. 285. - Zur Inschrift: BONNER 191; BONNER, BRITMUS 332 zu Nr. 45 /CBd-571/; hier 57 /CBd-436/(Lit.). - Zum Pantheos: 159 /CBd-557/, 163 /CBd-561/.

Vgl.: Zum Motiv: Schwarzer Jaspis DELATTE-DΕRCHAIN 209f. Νr. 285; ferner hier 68 /CBd-446/. - Ζu BIXW BIXW: Karneol DELATTE-DERCHAΙN 140 Νr. 181 (Pantheos, BIΚΥ ΒIΧAΙ); ferner hier 583 /CBd-942/. - Ζu ΒΕΥ: 57 /CBd-436/, 141 /CBd-541/, 170 /CBd-568/. - Ζu Pantheos und ->Soumarta: Obsidian SCHWARTΖ (1979) 175ff. Taf. 37, 34 /CBd-1780/ (Pantheos); hier 177 /CBd-575/, 288 /CBd-674/.
Last modified: 2015-09-07 14:56:04
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/302

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