S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 167, no. 271.
Weicher grüner Stein, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Kleine Absplisse links oben, stark abgerieben. Ringstein.
2,0 x 1,6 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 482, EA 56482.
Vs.: Löwenköpfige menschliche Figur in Dreiviertelansicht, Kopf im Ρrofil nach links. Von dem von sieben Strahlen umgebenen Löwenkopf sind nur Mähne und geöffnetes Maul erkennbar. Die Figur ist in Tunika und Schurz gekleidet, Stoffalten sind mit senkrechten Linien angegeben, die Beine sind nicht mehr näher zu identifizieren. Die Attribute in der senkrecht am Körper herabhängenden Linken sind nicht mehr erkennbar, die rechte Hand hält eine der Figur zugewandte Uräusschlange mit geschwellter Brust und leicht geöffnetem MauI, deren Schwanz über den waagerecht ausgestreckten Arm geschlungen herabhängt.
Rs.: →Charakteres und Inschrift in elf Reihen:
→Charakteres oder Buchstaben
ΧΥΧΒΑΧΥΧ
ΒΑΧΙΧΧΥΧΒΑ
ΖΑΧΥΧΥΧΒΑ
ΚΑΞΙΧΥΧΒΑΔΗ
ΤΟΦWΘΡΑΝ
ΧΑΜWΟΧΕΥΛ
ΑΜWΒΑΙΝΧ
WWWΧΚΑT
ΑCΧΕCTΟΥC
ΘΥΜΟΥC
Auf dem Rand fortgesetzt:
TΑCΟΙ
Variante des →Bakaxichych-Logos, ΒΑΔΗΥΟΦWΘ, ΡΑΝΧΑΜWOΧ, ΕΥΛΑΜW, →Bainchôôôch, κατάσχες τοὺς θυμοὺς Τασοι, „mäßige den Zorn der Tasos"
ΒΑΔΗΥΟΦWΘ und ΡΑΝΧΑΜWΟΧ sind inhaltlich unbekannte Zauberwörter, wobei ΒΑΔΗΤΟΦWΘ auch auf Vergleichsstücken zu dieser Thematik sowie in den magischen Papyri zusammen mit →Bakaxichych erscheint. ΕΥΛΑΜW ist vom Assyrischen ullamu abgeleitet und wird mit „ewig" bzw. - als Epitheton - „der Ewige" übersetzt. Die letzten beiden Buchstaben der Worte ΥΟΥC ΘΥΜΟΥC sowie das Wort TΑCΟΙ sind aus Platzmangel auf den Rand geschrieben.
Die Inschrift zeichnet den Stein als sog. Thymokatochon (Θυμοκάτοχον) aus. Solche „Knebelformulare" zum Abwenden von Ζorn sind auch in den magischen Papyri enthalten, wobei nicht nur die Zauberformeln →Bakaxichych und →Bainchôôôch eingesetzt werden, sondern auf einer begleitenden Zeichnung auch eine Figur mit zum Mund geführter Hand gezeigt ist (PREISENDΑΝΖ, ΡGM IX 1ff.). Diese Inschriften sowie der Gestus der zum Mund geführten Hand gehören - wie hier - auch auf magischen Gemmen zum Thymokatochon. Da Ζorn abgewendet werden soll, handelt es sich beim vorliegenden Stück nicht - wie Bonner versteht - um „Angriffszauber", sondern vielmehr um ein Amulett im eigentlichen Sinne, das schützen und Negatives abwehren soIl.
Der Stein wirkt unvollendet im Schnitt, die Beine sind nicht zu identifizieren. Die Figur ist flach, aber sauber und mit Details geschnitten, Insgesamt jedoch - wie bewußt verdunkelt - kaum erkennbar belassen.
Lit.: Zum Thymokatochon: PRΕISΕΝDΑΝΖ, ΡGM ΙX 1ff., Taf. I, 7; BETZ 148f. Abb; ΕITRΕΜ, MΑGΙSCΗΕ GΕΜΜΕΝ 78f. zu Nr. 9 Abb. 4;
BOΝΝΕR 104f; W.M. BRΑSHEΑR, Gnomon 68, Ηeft 5, 1996, 453 (Lit.). - Ζu ΕΥΛΑΜW: H. DREXLER, Ρhilologus 58, 1899, 613; R. GANSCΗΙΝΙΕΤΖ, ΑRW 17, 1914, 343f.; DERS., in: RΕ Suppl. ΙII (1918) 448 s.v. Εulamo;
BOΝΝΕR 151; WORTMANN, TEXTE 109; PHILIPP, BΕRLIΝ 87 zu
Νr. 124 /CBd-2096/ (Lit.); ΒRASΗΕΑR, MΑGICΑL ΡΑPΥRI 3585 s.v. ευλαμως (Lit.).
Vgl.: Zum Thymokatochon: Jaspis EITRΕM, MΑGΙSCΗΕ GΕΜΜΕΝ 78f. Nr. 9 Abb. 4; Material unbekannt MOUTERDE (1930) 77f. Abb. 11 Taf. 2; Bleitäfelchen aus Ägypten (4./5.Jh.n.Chr.) J.G. GAGER, Curse Tablets and Βinding SpelIs from the Ancient World (1992) 211ff. Nr. 115. - Ζu Leontokephaloi mit Hand am Mund:
268 /CBd-165/(Vgl.)
–270 /CBd-138/. - Ζu ΒΑΔΗΤΟΦWΘ: Heliotrop und Serpentin SKOLUDA
14 /CBd-1685/.15 (Leontokephalos, mit Hand am Mund, langgewandet und gepanzert, unpubl.); BETZ/PREISENDANZ, ΡGM IX 1ff. - Leontokephalos mit Schlange als Attribut: Magnetit
SKOLUDA 11 /CBd-1617/ (unpubl.); Grün-roter Jaspis BONNER
292 Taf. 11, 231 /CBd-1415/; Schwarzer Jaspis AGWIEΝ III
166f. Taf. 100, 2220 /CBd-2464/; hier
272 /CBd-160/,
457 /CBd-815/. - Ζu ΕΥΛΑΜW: Gelb-brauner Jaspis ΡΗILIPP, BERLIN
87 Taf. 30, 124 /CBd-2096/; Hämatit ΖWIΕRLΕIΝ-DIEHL, ΚÖLΝ
71f. Taf. 10, 13 /CBd-1950/; Bergkristall und grüner Jaspis BOΝΝΕR
293,
295 Taf. 11f.,
237 /CBd-458/.
254 /CBd-1432/; Hämatit-Dreieck ΖΑΖOFF, HANDBUCH 359 Anm.58 Taf. 113, 4;
hier 496 /CBd-854/. - Zum Leontokephalos allg.:
265 /CBd-159/(Vgl.)
–270 /CBd-138/,
272 /CBd-160/(Vgl.)
–276 /CBd-149/(Vgl.).