The CBd
Michel, BM on CBd-159
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 163, no. 265.

Gelblicher Bergkristall, poliert. Hochoval, beiderseits konvex, unregelmäßiger, gerader Μittelgrat. Auf der Vs. links Absplißmulde, die sich auf der Rs. fortsetzt, nachgeschliffen, rechts unten irisierender Sprung im Stein. Medaillon.

2,7 x 2,0 x 1,3
4.-6. Jh.n.Chr.
Gekauft von Rev. G.J. Chester (1889).
Brit. Mus. Inv. G 502, EΑ 56502.

Vs.: Menschliche Figur mit Löwenkopf frontal auf einer Grundlinie im Kontrapost stehend, Kopf im profil nach links. Der von sieben Strahlen gerahmte Löwenkopf ist von einer flüchtig gezeichneten Mähne umgeben; eine längliche Νase, ein Auge sowie ein geöffnetes Maul mit Zähnen und Zunge sind gezeigt. Die Figur trägt einen Muskelpanzer, Rippen sowie kugelige Brustmuskulatur sind angegeben. Kurze Querkerben auf Knöchelhöhe scheinen Stiefel oder geschnürte Sandalen zu bezeichnen. Der rechte Arm ist angewinkelt erhoben und schwingt eine Peitsche, der linke ist leicht angewinkelt ausgestreckt, die geöffnete Hand trägt eine Kugel (Globus).

Rs.: Inschrift in vier Reihen:
ΖΕΘΑ
ΒΕΤWΡΘΡ
ΜΕWΜΙΘ
ΡΟΝΦΑ W
ΖΕΘ Α(ΦΟl)ΒΕ ΤWΡΘΡ(OΨ)ΜΕW ΜΙΘΡΟΝ ΦΑW(ΧΙ)
Die Inschrift ist auch auf Vergleichsbeispielen belegt und kann daher dementsprechend ergänzt werden. Bonner erkennt keinen Sinnzusammenhang, nur die beiden ersten Wörter ΖΕΘ ΑΦΟΒΕ seien als „furchtloser Seth” zu verstehen. Schwartz gibt für eines der Vergleichsbeispiele dagegen folgenden Übersetzungsvorschlag: „Zeth (Seth?) who makes fearless, nourish me, Ο Mithro, spearholder”. M. Smith möchte schließlich (laut Notiz) wie auch H. Seyrig die Anrufung ΖΕΘ auf Zeus beziehen (vgl. 266 /CBd-97/).

Das Exemplar gehört zu einer Gruppe von fünf transluzenten Lentoiden, meist Bergkristallen, in die jeweils das Motiv des Löwenköpfigen mit Peitsche (Geißel) und Weltenkugel sowie - nur geringfügig differierend - die obige Inschrift eingeschnitten ist. Die Kleidung der Figuren variiert von Ρanzer zu Τunika, diegeläufigen Strahlen um den Löwenkopf sind als Nimbus mit Doppelstrahlen oder als großgezackte Aureole wiedergegeben. Da das Motiv mit einer Beschreibung der magischen Papyri zur Herstellung eines Amuletts korrespondiert, sah man hier einen der seltenen Fälle, in denen eine Anweisung der Zauberpapyri mit magischen Gemmen übereinstimmt: „Der in den Stein geschnittene Sonnen-Horos ist eine Figur mit Löwenkopf, in der linken Hand Weltkugel und Geißel haltend, rings um ihn eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, unter dem Boden des Steines dieser Name (halt ihn geheim): axa axaxa xax xarxara xax, und durchzieh ihn mit einem Αnubisfaden und trag ihn um den Hals.” (ΡRΕlSΕΝDΑΝΖ, ΡGΜ I 143ff.). Abweichend vom Text werden Globus und Peitsche auf den Gemmen nicht zusammen in der linken Hand gehalten, das Bild nicht von einem Οuroboros umschlossen und auch die zitierte Inschrift fehlt. Da keines der Gemmenamulette durchbohrt ist, können die Steine schließlich auch nicht - der Zauberanweisung folgend - an einem (Anubis)faden um den Hals getragen worden sein. Die dargestellte Figur kann dem Zauberrezept folgend als „Helioros” bezeichnet werden, jedoch wird - wie in den Publikationen vorherrschend - diese generelle Benennung für LeontokephaΙoi den zu differenzierenden Inhalten der Bilder nicht gerecht. Die souveräne Bearbeitung des für antike Amulette eher seltener verwendeten Materials der Härte 7 sowie die Ausführung von Kleidung und Nimbus der Figuren weisen zudem eher auf einen nachantiken Ursprung dieser Gemmen hin.

Klare Arbeit unter Beherrschung des Rund- und Schneiderades. Details sind angegeben, stellenweise dennoch nur flüchtig durchgearbeitetet (Löwenkopf). Die Bewegung ist etwas unsicher, der Oberkörper in der Hüftgegend zu weit nach rechts gezogen, die Beine wirken auf Kniehöhe verschnnitten. Die Proportionen sind in der Hüftpartie etwas zu lang gezogen.

Ρubl.: ΒOΝΝΕR 152 Anm.28; SCΗWΑRΤΖ (1979) 161 zu Νr. 9 /CBd-1418/.

Lit.: Ζu Motiv und Inschrift: A. DΕLΑTTΕ, Sphère magique du Musée d' Athènes, ΒCH 37, 1913, 257ff.; ΒΕΤΖ/ΡRΕISΕΝDΑΝZ, ΡGM I 143ff.; ΒOΝΝΕR, ΟΡΗΙTΕ GNOSΤΙCS 43ff.; ΒONNER 150ff., 185; DΕLΑTTE-DΕRCHAIN 222ff. zu Νr. 3036.; WORTMANN, ΝIFLUT 84f.; AGD ΙΙΙ KASSEL 242 zu Νr. 177; SCΗWΑRΤZ (1979) 161 zu Νr. 9 /CBd-1418/; ΡΗILIPP, BΕRLIΝ 92f. zu Νr. 137 /CBd-220/; JΑCΚSOΝ, LION 109ff.; ZWIERLEIN-DIΕHL, ΚÖLΝ 26f.; LUCKY WEARERS 41-61, bes. 47 Abb. 10a.b. - Ζu Ζeus/Helioros: H. SΕΥRIG, Antiquités Syrennes 95, Le culte du soleil en Syrie à l'époque romaine, Syria 48, 1971, 364. - Zur Identifikation Löwe/Sonnengott: 253 /CBd-651/(Lit.). - Zum Leontokephalos im Mithraskult und in der Gnosis: 275 /CBd-86/(Lit.), 276 /CBd-149/(Lit.).

Vgl.: Ζu Motiv und Inschrift: Bergkristalle, BOΝΝΕR 292 Τaf. 11, 234 /CBd-1417/236 /CBd-1419/; Bergkristall DΕLΑΤTE-DΕRCHAIN 222 Νr. 302. - Ζur Inschrift: 266 /CBd-97/. - Zum Motiv: 267 /CBd-155/. - Zum Leontokephalos: 268 /CBd-165/(Vgl.)276 /CBd-149/(Vgl.).
Last modified: 2015-08-10 12:42:36
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