S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 8, no. 12.
Grau-grüner Stein (BritMusLab: Diorit), matt. Queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante scharf. Kleine Absplitterungen an Kante und Bildfeld der Vs. Ringstein.
1,1 x 1,6 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Hamilton.
Brit. Mus. Inv. G 39, EA 56039.
Vs.: Zwei stehende Figuren frontal, die Köpfe im Profil einander zugewandt. Die linke in Mantel und Tunika gehüllt, die Tunika fischgrätenähnlich gemustert, die Falten des um die Schultern getragenen Mantels durch waagerechte und bogenförmige Linien bezeichnet. Die Arme der Figur sind unter dem Mantel Verborgen, scheinen jedoch angewinkelt vor der Brust gehalten zu sein. Am Hals der Figur ist Mähne angegeben, der Kopf im Profil nach rechts hat hochstehende Ohren (drei Kerben?) und eine längliche Schnauze, die ihn als schakalköpfigen Anubis charakterisien. Ihm gegenüber, auf einer kurzen Grundlinie stehend, Isis, ebenfalls mit einem Wadenlangen Gewand bekleidet, dessen Falten angedeutet sind. In der angewinkelt erhobenen Rechten trägt die Göttin ein Sistrum, in der angewinkelt abgestreckten Linken ein kaum noch erkennbares Menit. Das Profil ist undeutlich, auf dem Kopf drei Kerben für eine stark vereinfachte Isiskrone. Im freien Feld Buchstaben. Neben Anubis senkrecht von oben nach unten:
ΛΕΡΘΕMΕΙ
Rechts daneben unter dem Arm der Göttin νοn oben nach unten fortgesetzt:
ΝW
Links am Rand:
ΠΙC...ΟΥΘIΒΡΑMΦ
->Lerthemeinô-Logos
Rs.: Inschrift in drei Reihen:
ΔIΔΕΙΗΔΙWΑ
ΑΡΒΑΘAΝW
Φ
Die Inschrift enhält das Wort ->Iaô als Anagramm Iôa, das Wort ΑΡΒΑ(Θ) „vier” oder „der Vierbuchstabige”, und ΑΝWΨ, wohl eine Variante von ΑΝΟΧ („ich bin”). Sinngemäß lautet sie somit „Ich (bin) ->Iaô, der Vierbuchstabige, die Vierheft”. ΑΡΒΑ (semitisch „νier”) kommt häufig in Verbindung und Verschmelzungen mit Wörtern vor, die sich auf ->Iaô beziehen und ist in der Form ΑΡΒΑΘ sowie ΑΒΡΑΘ häufig belegt. Das Wort wird als Anspielung auf den Vierbuchstabigen hebräischen Gottesnamen und Variante oder Εpithetοn von Jahwe (->Ιaô) gesehen, wobei es nicht nur die vier Buchstaben des Namens, sondern auch seines Wesens ansprechen könnte, da die Zahl vier auch die Idee der kosmischen Totalität repräsentieren kann.
Das Ζweifiguren-Βild der Isis im Gespräch mit ihrem Helfer und einigen Quellen zufolge Sohn/Stiefsohn Anubis ist geläufig, die statuarische Aufstellung der Figuren üblich. Οsiris wurde von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt. Isis, seine Schwester und Gattin, suchte zum Zeitpunkt der größten Sοmmerhitze (Hundstage) im ganzen Land nach den zerstreuten Gliedern ihres Gatten und schüttelte ihr Sistrum, eine Κultrassel, die zusammen mit dem Menit geläufiges Attribut der Isis ist. In seiner Funktion als Spürhund half ihr Anubis, fand die Glieder des Uten, setzte sie zusammen und mumifizierte Οsiris. Das Finden des Οsiris wurde mit dem Aufgang des Sirius (Hundsstern) assoziiert, mit dem nach langer Sommerdürre das Einsetzen der rettenden Νilflut angekündigt wurde. Der Stern wurde bei den Ägyptern mit Sothis (Isis) bzw. Hathor identifiziert, in griechisch-römischer Zeit dagegen - „Hundsstern” genannt - als Stern des Anubis aufgefaßt. Gerade in griechisch-römischer Zeit ist die Beziehung Ιsis-Anubis sehr eng, was besonders im Κult Ausdruck fand. So konnte der Stern des Anubis (Sirius) ebenso Attribut der Ιsis sein, Isis auf einem Wind reitend dargestellt werden oder Hunde bzw. Priester mit Hundemaske eine wichtige Rolle bei den Prozessionen der lsisfeste spielen.
Die Figuren sind flächig in ihrem Umriß entworfen, die Gewänder mit klarer Linienführung und Binnenzeichnung ausgeführt. Der Schnitt entspricht spätkaiserzeitlichen Techniken, so daß Schnitt und Material keinen Anlaß geben, an dem antiken Ursprung des Steines zu zweifeln.
Ρubl.: Sir William Hamilton's Antiquities ΙΙ (1772) 582 Nr. 444.
Lit.: Ζu Isis, Anubis und Sirius/Sοthis: PRΕISEΝDAΝΖ, ΡGM ΧΧΧVΙ 364 („Σισιώθ, ἄξον μοι”, Ιsis-Sοthis im Herbeibringungszauber); GUNDΕL, DΕΚAΝΕ 290; GUΝDEL, WELΤBILD 23, 56; WORTMANN, NILFLUT 78 Αnm.100ff. (Quellen, Lit.); J.-CL. GREΝIER, Anubis Alexandrin et romain, ΕΡRΟ 57 (1977); L. ΚÁΚOSY. in: LÄ V (1984) 1110ff. s.v. Sothis. - Ζu Isis und Ιsiskulten allg.: J. BERGMAN, in: LÄ ΙΙΙ (1980) 186ff. s.ν. Isis; TRAN ΤAM ΤINΗ, in: LΙMC V 1 (1990) 761ff. s.ν. Isis; KÁKOSY, RΕLIGIOΝ 2949f. (Lit.). - Ζum Οsirismythοs:
1 /CBd-380/(Lit.),
9 /CBd-388/. - Ζu ΑΡΒΑ und Variationen: PHILO, de vita Μosis 2, 114f. (Ausführungen zur Symbolik der Ζahl vier); W. DΕONΝΑ, ΑΒPA, ΑΒΡΑCA: la croix-talisman de Lausanne, in: Genaνa 22, 1944, 116ff, bes. 123 Anm.3.4; ΒΑRB, ABRAXAS-SΤUDIEN 68f. (Lit); MARTINEZ, LOVΕ CΗΑRΜ 74ff., 81, 94f. - Ζum Wort ΑNOΧ:
156 /CBd-162/(Lit.). - Zu der Zahl νier und Zahlenmagie: W.M. BRASHEAR, Gnomon 68, Heft 5, 1996. 450 (Lit.). - Ζu Sistrum und Menit:
576 /CBd-935/.
Vgl.: Ζum Motiv: Plasma und KarneoΙ PHILIPP, BERLIΝ
68 Taf. 19, 81 /CBd-2057/ und
68f. Taf. 20, 82 /CBd-2017/; Plasma SOUTHESK CΟLL. 149f. Τaf. 13. Ν 19; Braunroter Jaspis ΒOΝNER
257 Τaf. 2, 24 /CBd-1028/; Unident., schwarz, braun gesprenkelt GETTY MUSEUM Inv.
84.AΝ.1.85 /CBd-2372/; ferner Chalcedon SLIWA, CIAZYNSKI CΟLL. 6Ιf. Τaf. 17. 68; Obsidian-Frgt. NEVEROV (1978) 839f. Taf. 170, 17. - Ζu Isis/Aphrodite mit Seth und Anubis: Hämatit AGWIEN ΙΙΙ
151 Taf. 86. 2178 /CBd-2421/; Hämatit
SKOLUDA 74 /CBd-1742/. - Ζu Isis mit Sistrum: Grüner Jaspis und gelber Jaspis DELΑTTE-DERCHAIN 88f. Nr. 111.112; Roter Jaspis AGD ΙΙΙ ΒRAUΝSCHWEIG 29 Taf. 10, 77; Schwarzer Jaspis AGD IV HANNOVER 308 Taf. 223, 1698; Jaspisse, Karneole, Prasem, Chrysopras, Bergkristall ΡHILIPP, BERLIN 60ff. Taf. 17,
65 /CBd-2041/–71 /CBd-2047/;
hier 589 /CBd-948/. - Ζu ΑΡΒΑ:
31 /CBd-410/,
299 /CBd-685/, ferner
491 /CBd-849/,
580 /CBd-939/. - Zum Wort AΝΟΧ:
156 /CBd-162/(Vgl.). - Ζur lnschrift „Sothis”: WORTMANN, NILFLUT 78 Anm.103; hier
76 /CBd-476/(Vgl.),
77 /CBd-477/(Vgl.),
589 /CBd-948/.