The CBd
Michel, BM on CBd-176
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 227, no.361.

Hämatit, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante unregelmäßig nach vorn. Winzige Absplisse links oben und unten auf der Vs. sowie an der Kante links. Ringstein.

2,0 x 1,5 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Kyticas (1909).
Brit. Mus. Inv. G 546, EA 48984.

Vs.: Innerhalb eines Ouroboros mit Kopf im Profil nach links ein Uterussymbol mit Figurengruppe. Das Uteruscorpus ist abgeflacht kugelig mit breiter Abschlußkerbe anstelle des Halses. Links und rechts der Kerbe entspringen je zwei parallel schräg nach unten laufende Linien. Unter dem Uterussymbol der Schlüssel mit sieben Zähnen, einer Senkrechtlinie fϋr den Stiel rechts und einem rechtwinklig abstehenden Griff, bestehend aus zwei kurzen breiten Senkrechtkerben. Die der Rundung oben entspringenden Tuben verlaufen waagerecht nach links und rechts und dienen den Figuren darauf als Standlinie. Links - an den spitzen Schakalohren und der langen spitzen Schnauze erkennbar - Anubis als Mumie, daneben in der Mitte Chnoubis mit flüchtig zur doppelten Acht gewundenem Schlangenkörper. Der löwenkopf der Schlange ist von fünf Strahlen umgeben, das Maul mit bartähnlicher Mähne darunter geöffnet. Rechts Isis-Tyche in leichter Schrittstellung im ProfiI nach links. Einige Kerben bezeichnen ein langes Gewand sowie Frisur und Kopfschmuck. Der rechte Arm der Göttin ist angebeugt vor dem Körper erhoben, im seitlich gehaltenen linken trägt sie ein grob schematisiertes Füllhorn. Gesichtsprofil ist nicht ausgearbeitet, eine minimal hervorspringende Kerbe scheint die Nase anzudeuten. Im freien Bildfeld verteilt:
ΑΕHΙOΥW
->Vokalreihe

Außerhalb des gerippt gemusterten Ouroboros, oben rechts beginnend und im Uhrzeigersinn entlang des Randes umlaufend:
CΟΡΟOΡMΕΡΦΕΡΓΑPΒΑΡΜΑΦPΙOΥHΡΙΓΞI
->Soroor-Logos

Der häufig unvollständig oder falsch kopierte Logos ist im vollen Wortlaut zitiert. Ein Trennstrich markiert Anfang und Ende der umlaufenden Schriftfolge.

Rs.: Inschrift in zwei Reihen:
OPWP
IOΥΘ
->Orôriouth

Die Gruppe der Schutzgottheiten ist um die Anubismumie erweitert. Auch Anubis - auf den Uterusamuletten stets selbst in Mumienbinden gehüllt - symbolisiert den Regenerationsgedanken, da er in mythologischer Parallele durch Zusammenfügen und Mumifizierung der verstreuten Osiris-Glieder dessen Wiedergeburt und die Geburt des Harpokrates ermöglichte. In den ägyptischen medizinischen Texten werden Blutungen mit der Nilüberschwemmung, Amulette dagegen mit dem Damm verglichen, den Anubis errichtet, um Blut und dämonischen Einfluß abzuwehren bzw. das Ei wachsen zu lassen. Da schließlich das griechische Wort für Hund (κύων) auch „die Schwangere” bedeutet, vermutet Barb, daß man schon deshalb Anubis in die Sphäre der Geburtsgötter gebracht hätte. Isis - mit Tyche synkretisiert - bot sich als Mutter des Horuskindes besonders als Schutzgottheit fir Schwangere und Gebärende an, da ihre Empfängnis und bedrohte Schwangerschaft sowie die letztendlich trotz aller Schwierigkeiten geglückte Geburt eine Art Präzedenzfall für die Amulett-Trägerin darstellten.

Die miniaturhafte Figurengruppe ist in Proportionen und Bewegungen typisch eingefangen und mit feinsten Linien ausgearbeitet, denen die glatte Rundung des querovalen Uterus entgegengesetzt ist. Eine qualitätvolle Arbeit.

Publ.: BARB, DIVA MATRIX 196, 216 Anm.47 Taf. 31, h (Vs.); MICHEL, AMULETTGEMMEN 387 Anm.15 (erw.).

Lit: Zur Uterusthematik: 350 /CBd-727/(Lit.). - Zu Anubis auf Uterusamuletten/Nilüberschwemmung: BARB, DIVA MATRIX 216 Anm.45; WESTENDORF, TEXTE (B) 145ff.; B. ALTENMÜLLER, in: LÄ I (1977) 332 s.v. Anubis; RITNER, UTERINE AMULET 213 Anm.25.26 (Lit.); WESTENDORF, HEILKUNST 194, 198. - Zu Anubis allg.: 40 /CBd-419/(Lit.). - Zu Isis als identifikationsfigur und medizinisch-magischer Schutzgottheit: A. ΕRMAN, Zaubersprüche für Mutter und Kind, AbhBerlin 1901, 15, 19, 26, 39; WESTENDORF, TEXTE (A) 146f.; J.F. BORGHOUTS, Ancient Egyptian Magical Texts, Nisaba Religious Texts Translation Series 9 (1978) 46 Spruch 74; L. KÁKOSY, Zauberei im Alten Ägypten (1989) 147ff., 154; J.F. NUNN, Ancient Egyptian Medicine (1996) 98. - Zu Chnoubis auf Uterusamuletten: 357 /CBd-734/.

Vgl.: Zum Motiv mit Chnoubis, Anubismumie und Isis als Schutzgottheiten: Hämatit PETRIE, AMULETS 30 Taf. 22, 135s; Hämatit FOSSING, KOPENHAGEN 251 Taf. 21, 1871; Hämatit STERNBERG, AUKTION 23, 1989, 66f. Nr. 212; Hämatit ZWIERLEIN-DIEHL, KÖLN 89f. Taf. 16, 24 /CBd-232/; Hämatit BONNER 274 Taf. 6, 132 /CBd-1050/; Hämatit SKOLUDA 27 /CBd-1254/. MICHEL, AMULETTGEMMEN 384 Abb. 12; Hämatite und schwarzer Jaspis DELATTE-DERCHAIΝ 249ff. Nr. 344-348, 254f. Nr. 358; hier 362 /CBd-150/364 /CBd-139/. - Zum Motiv: Uterus mit Schlüssel 350 /CBd-727/(Vgl.)–352 /CBd-729/, 356 /CBd-733/, im Ouroboros 353 /CBd-730/ (Vgl.)355 /CBd-732/, mit Schutzgottheiten 357 /CBd-734/(Vgl.)360 /CBd-737/, 365 /CBd-181/381 /CBd-752/, ferner 387 /CBd-758/(Vgl.), 388 /CBd-759/, 409 /CBd-780/(Vgl.)413 /CBd-163/, 417 /CBd-112/(Vgl.)423 /CBd-113/.
Last modified: 2015-08-11 14:47:16
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/588

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