The CBd
Michel, BM on CBd-622
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 138, no. 224.

Heliotrop, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Kleiner Abspliß auf der Rs. unten. Ringstein.

1,4 x 1,1 x 0,15
17. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 405, EA 56405.

Vs.: Anguipedes mit Hahnenkopf, frontal auf einer Grundlinie, Kopf im Profil nach links. Der Kopf ist durch einige Kerben mit Kamm, langem spitzen Schnabel und Hautlappen ausgestattet, der Hals flüchtig gekerbt als gefiedert erkennbar. Die Figur scheint unbekleidet, am menschlichen Thorax bezeichnen vier Querkerben Brust- und Bauchmuskulatur, eine schräge Senkrechtkerbe bezeichnet wohl den erigierten Phallus. Die Rechte ist vom Schulteransatz an durch den kleinen Rundschild in Vorderansicht verdeckt, die erhobene Linke trägt die peitsche, deren Schnur nach außen flattert. Die vom Oberschenkelansatz an gerippten Schlangenbeine mit glatten Köpfen sind einmal spiralförmig gewunden und dann senkrecht nach oben geführt. Unter der Grundlinie Buchstaben und ein nach unten zeigender Pfeil:
ΦX↓
->Buchstabenreihungen haben oft kryptographischen Zweck, hier muten sie in Verbindung mit dem Fisch auf der Rückseite des Amuletts christlich an und könnten wie auf 609 /CBd-968/ Abkürzungen darstellen (X für Christus?).

Rs.: Queroval, ein kleiner Fisch, waagerecht nach link.

Vereinzelt lassen sich christliche Elemente in Verbindung mit dem Schlangenbeinigen auch auf antiken magischen Gemmen finden, z.B. ist auf einem Heliotrop in Florenz in der den hahnenköpfigen Anguipedes begleitenden Inschrift auch der Name Jesus zitiert. Derartige Kombinationen sind einerseits damit zu erklären, daß sich auch Christen der - offiziell verdammten - heidnischen Magie bedienten, andererseits christliche Elemente ebenso wie jüdische und ägyptische in gnostische Systeme verschmolzen waren.

Kaum durchgearbeitete Flächen und einige Kerben, die Binnenzeichnung oder Detail andeuten, herrschen vor. Die Figur ist statisch unbewegt und symmetrisch ausgewogen im Raum verteilt. Wenngleich der normale „Abraxas”- Typus gezeigt ist, scheint das Stück nicht in der Antike entstanden zu sein, nicht zuletzt da es spiegelverkehrt geschnitten ist und auch der Fisch auf der Rückseite sowie die christlich anmutenden Buchstaben den Stein aus der Sphäre der üblichen antiken „Abraxas”-Darstellungen rücken.

Lit: Ζu Magie und Christentum: BONNER, JONAH 31ff. zu Abb. 2.3; R. MERΚELBACH, Astrologie, Mechanik, Alchimie und Magie im griechisch-römischen Ägypten, in: Begegnung von Heidentum und Christentum im spätantiken Ägypten, Riggisberger Berichte (1993) 57; H. MAGUIRE, Magic and the Christian Image, in: Byzantine Magic (Ed. H. Maguire 1995) 51ff., bes. 60ff. - Ζu Gnostizismus und Christentum: R.M. GRANT, Gnosticism and Εarly Christianity (1966); D. STUTΖINGER, Der Gnostizismus, in: Spätantike und frühes Christentum, Ausstellungskatalog Liebighaus Frankfurt (1983/84) 82ff.; B.A. PEARSON, Gnosticism, Judaism and Egyptian Christianity (1990). - Ζu christlichen Elementen auf magischen Gemmen: 249 /CBd-647/(Lit.), 250 /CBd-648/(Lit.), 457 /CBd-815/(Lit.). - Zum Motiv der Vs.: 181 /CBd-579/(Lit.).

Vgl.: Zur Kombination des Anguipedes mit christlichen Elementen: Schiefer BONNER 311f. Taf. 19, 346 /CBd-1514/; Schiefer DELATTE-DERCHAIN 285 Nr. 406; Heliotrop FLORENZ, Mus.Arch. Inv. 2980 (unpubl.). - Ζu kryptographischen, christlichen Elementen und zum Namen Jesus: 239 /CBd-637/, 249 /CBd-647/(Vgl.), 250 /CBd-648/(Vgl.), 298 /CBd-684/, 398 /CBd-769/, 450 /CBd-808/, 457 /CBd-815/(Vgl.), 458 /CBd-816/, 460 /CBd-818/, 465 /CBd-823/, 538 /CBd-897/(Vgl.), 541 /CBd-900/(Vgl.), 609 /CBd-968/, ferner 5 /CBd-384/. - Zum Motiv der Vs.: 205 /CBd-603/(Vgl.)212 /CBd-610/, ferner 181 /CBd-579/(Vgl.)204 /CBd-602/.
Last modified: 2015-10-03 14:51:44
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/354

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